Bretten

Reportage
zuerst erschienen am 24. März 2012 in Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 40
Die Black Jackets sind eine Rockergang aus der deutschen Provinz. Sie haben strenge Regeln, straffe Hierarchien und Kontakte in die Unterwelt - nur keine Motorräder

Toni ist ein kräftiger Typ mit kahlrasiertem Schädel und einem breiten Kreuz. Ich kenne Toni als Rapper, der in der Szene unter dem Namen „Toni, der Assi“ bekannt ist. Toni ist aber auch ein führendes Mitglied der Streetgang Black Jackets. Eben musste ich ihm erklären, dass ich, bevor wir uns getroffen haben, beim Landeskriminalamt gewesen bin und nun das dringende Gefühl habe, dass wir observiert werden. „Oh, das ist nicht so gut“, sagt er und lächelt ein wenig gequält, „das sollten wir jetzt erst mal keinem erzählen.“ Als er zum Telefon greift, um von seinen Gang-Kollegen weitere Anweisungen zu erhalten, sehe ich, wie seine Hand zittert. „Scheiße“, denke ich, „worauf hab ich mich hier eingelassen?“

Das Gefühl, überwacht zu werden, ist nicht unbegründet. Zweimal wurden wir auf unserer Tour von Polizeistreifen kontrolliert. Dem breiten Schwäbisch des Beamten nach, hatten wir einfach zu viel „Gruscht“ im Auto, „was e bissle auffällig war“.

Einige Stunden zuvor sitze ich beim LKA in Stuttgart, um mich aus Behördensicht über die Black Jackets zu informieren. Der Empfang durch Ulrich Heffner, den Pressesprecher, fällt wenig herzlich aus. Fotografieren verboten - das wissen wir schon - Filmen sowieso, und das Aufnahmegerät bleibt auch aus. Heffner, leger gekleidet, mit Ring im Ohr, stellt gleich klar, das ist hier kein Spaß, das ist Ernst. Die Schlagzeilen lauten: „Drogenhandel: Haftstrafen für drei Black Jackets“, „Razzia bei den Black Jackets: Drogen, Einbrüche, Schutzgeld“, „Black Jackets: Versuchter Mord“. Material genug, um ins Visier der LKA-Abteilung „Motorradgangs und rockerähnliche Gruppierungen“ zu geraten.

Die Abteilung wird von Sigurd Jäger geleitet. Klein, untersetzt und das ganze Gegenteil von Heffner, ist Jäger ein kumpelhafter Typ. Ein lustiger Mann mit einem hintergründigen Humor, der ganz anders aussieht als der Mann, den die Google-Bildersuche zeigt, wenn man Sigurd Jäger eintippt. Warum es keine Fotos von ihm gibt, will ich von ihm wissen. Angst? Nicht unbedingt, sagt der rundliche Mann, aber man habe ja auch ein Privatleben, das wolle man schützen vor den diversen Gruppierungen, die in der Polizei einen Feind sähen. Gruppierungen wie zum Beispiel die Black Jackets.

Gegründet wurden sie 1985 in Heidenheim an der Brenz, von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Anti-Nazi-Selbstschutz-Organisation, was Jäger und Kollegen für einen Mythos halten. Aber so steht es auf der clubeigenen Website. Schnell machte sich die Gang einen Namen in der örtlichen Türsteherszene mit angeschlossenem Kampfsportstudio, erlebte alle möglichen Stadien der Popularität und expandiert seit zwei, drei Jahren massiv in Süddeutschland. Durch das Revival der Bikergangs konnten die Black Jackets in den letzten Jahren großen Zulauf verzeichnen, und das, obwohl sie gar kein Motorradclub sind. Die Black Jackets sehen zwar aus wie Motorradrocker, mit Lederkutten, Aufnähern und Rückenpatches, es gibt auch hier eine gewisse Rangordnung, mit Dienstgraden und der Unterteilung in einzelne Chapter, im Gegensatz zu den Hells Angels oder den Bandidos aber müssen ihre Mitglieder keine teuren Motorräder besitzen oder fahren. Das wirkt offenbar anziehend.

Das Zentrum der Black Jackets befindet sich nach wie vor in Baden-Württemberg, wenn auf ihrer Internetseite auch von Chaptern in Holland, Serbien, Mazedonien und sogar Thailand und Vietnam zu lesen ist. Noch handelt es sich nach Meinung der Polizei um eine Jugendgang mit vereinzelten Schnittstellen zur Organisierten Kriminalität, wobei ältere Kollegen von Jäger sagen: „So wie es jetzt bei den Black Jackets anfängt, so hat es bei den Rockern damals in den siebziger Jahren auch angefangen.“ Natürlich könne man nicht alle Chapter über einen Kamm scheren, aber wenn „alle höheren Funktionsträger eines Clubs Kontakte zur organisierten Kriminalität haben, ist natürlich das gesamte Chapter betroffen“, sagt Jäger.

Als polizeiliches Problem gelten die Black Jackets spätestens seit Sommer 2009, als mehrere Rocker mit Baseballschlägern und Teleskopschlagstöcken in Esslingen auf vermeintliche Mitglieder einer anderen Gang einprügelten. Drei der Opfer erlitten lebensgefährliche Verletzungen und werden für den Rest ihres Lebens behindert bleiben. 21 Black Jackets stehen seitdem wegen schwerer Körperverletzung und versuchten Totschlags vor Gericht. Der Prozess findet im Hochsicherheitssaal von Stuttgart-Stammheim statt. In den öffentlichen Verhandlungen machten sich mehrere Dutzend Black Jackets über Gericht und Opfer lustig und feiern die Anträge der Anwälte, erzählt Sigurd Jäger. So viel Schwäche des Staates kann der Polizist nicht verstehen, auch wenn er dies eigentlich gar nicht kommentieren dürfte.

Gesellschaftlich ist die hohe Gewaltbereitschaft der Gruppe und ihr martialisches Auftreten das größte Problem. Es patroullieren schon mal 200 Black Jackets durch Pforzheim, wenn sie zum Beispiel im Sicherheitsgewerbe oder in der Türsteherszene ein Signal an mögliche Mitbewerber senden wollen. Das hat keine strafrechtliche Relevanz, auch wenn das LKA solche Aufmärsche mit Macht zu verhindern sucht. Laut Jäger wird jede Straftat verfolgt, jedes Treffen behindert und der Gang immer wieder gezeigt: Wir haben euch im Auge.

Sind die Black Jackets also gefährlich? Der Polizist ist vorsichtig: „Die finden das gar nicht schlecht, wenn die Polizei sie als gefährlich einstuft. Das gehört dann mit zur Faszination und kreiert einen Mythos, einen Ruf, der gefürchtet ist.“

Allerdings hätten die Black Jackets den Bereich der jugendspezifischen Straftaten doch deutlich überschritten und seien mittlerweile mehr als „nur nervig“, wobei ihm die alten Rockergangs vom Nervigkeitsfaktor her lieber seien. Diese würden sich nur mit ihresgleichen beschäftigen, während die Black Jackets für den Normalbürger gefährlicher seien. Da müsse man nur falsch schauen, schon habe man eine drin, bringt er es auf den Punkt.

Zum Ende komme ich darauf zu sprechen, dass bei den Black Jackets vor allem junge Männer mit Migrationshintergrund aktiv sind. Ob er sich vorstellen könne, dass sich bestimmte Jugendliche in dieser Gesellschaft ausgegrenzt fühlen und deshalb eine solche Gemeinschaft suchen. Jäger schweigt. Offensichtlich hält er diese Art Argumentation für eine bloße Ausrede. Ein spezielles Migrationsproblem will der Polizist auf jeden Fall nicht ausmachen. Schließlich gäbe es in Baden Württemberg genug Ausbildungsplätze und auch ansonsten habe man im Umgang mit Migranten kein Problem. Dass sich junge Menschen hier fremd und nicht willkommen fühlen könnten, „davon gehe ich ehrlich gesagt nicht aus“.

Nach dem Gespräch sammeln wir Toni am Mannheimer Hauptbahnhof ein. Wir sind auf dem Weg nach Bretten, es ist spät und wird langsam dunkel. Toni flucht über seine Black Jacket-Begleiter, die uns im anderen Auto folgen sollen, uns aber offensichtlich verloren haben. Genervt brüllt er ungefähre Ortsangaben in sein Telefon. Irgendwann müssen wir runter von der Autobahn und auf die Landstraße. Bretten liegt irgendwo zwischen Gondelsheim und Oberrixingen, und jetzt hat uns auch das andere Auto wieder eingeholt.

Vor genau einer Woche sollte schon einmal ein Treffen stattfinden, was aber von der Polizei gestört wurde. Alle 144 Teilnehmer der Veranstaltung wurden erkennungsdienstlich behandelt und durchsucht. Magere Ausbeute: Ein Pfefferspray und 10 Einhandmesser. Nun rechne ich jeden Moment mit einer weiteren Kontrolle. Ich sehe das Gesicht von Herrn Heffner, wie er mich im Licht des Polizeischeinwerfers und unter den überraschten Gesichtern der Black Jackets begrüßt. Doch es passiert nichts. Keine Streife, keine Mausefalle, keine Straßensperre. Stattdessen fahren wir durch Orte mit Fachwerkhäusern, in denen es nach Kuhmist riecht. Straßengang auf dem Dorf. Biker ohne Bikes. „Freunde für immer“, gegründet in Heidenheim an der Brenz, und wir fahren zum Chaptertreffen der Metropolen Germersheim, Mannheim und Bretten. Wahnsinn!

Warum macht man bei so etwas mit? Warum macht Toni bei so etwas mit? Schließlich ist er kein nach Halt suchender Jugendlicher mehr. Toni ist 33, war Breaker, Sprüher und Rapper schon zu Zeiten als Rap und Hip Hop noch keine Massenkultur waren. Eigentlich ist Toni ein richtiger Oldschooler, ihm müssten uniformierten Vereinigungen wie die Black Jackets hochgradig suspekt sein, legte doch die Oldschool immer wahnsinnig viel Wert auf Individualität und Eigenständigkeit. Doch Toni erklärt, dass er, wie früher in der Hip Hop-Szene, als es noch einen starken Zusammenhalt hab, nun wieder die Möglichkeit habe, in verschiedenen Städten mit Leuten abzuhängen, die einen empfingen „wie einen Bruder“, bei denen man einen Schlafplatz bekomme und mit denen man ganz einfach „chillen“ könne. Andere Mitglieder geben von sich aus zu, dass sie nicht nur wegen der Brüderlichkeit zu den Black Jackets gestoßen sind. Ein Mann aus Bayern, erklärt an anderer Stelle zum Beispiel, dass er Crewmitglied sei, weil er ins Rotlichtmilieu gewollt habe und deshalb einen „starken Rücken“, sprich Rückhalt, brauche. Im offiziellen Sprachgebrauch geht es dann meist um Sicherheitsfirmen, Türsteherjobs und Veranstaltungen, hinter vorgehaltener Hand um Drogenhandel oder Prostitution.

Zwar kann Toni verstehen, dass Bürger Angst vor den Black Jackets haben. Diese sei aber unbegründet. Clubmitglieder, die grundlos mit Unbeteiligten Streit anfangen, würden aufs schärfste bestraft. Nun könne er bei einem so schnell wachsenden Club nicht für jeden die Hand ins Feuer legen. Grundsätzlich aber könne man nur Mitglied sein, wenn man gewisse Werte verkörpere. Werte, die andere nicht mehr hätten, wie Toni, beinahe kulturpessimistisch, zu bedenken gibt. „Loyalität, Respekt, Liebe und solche Sachen. Wir sind eine Bruderschaft. Draußen baut sich alles nur aufs Geschäftliche auf. Da bleibt ganz wenig. Wir sind in einem Zeitalter von Betrug, Lug, Krieg und erfundenen Krankheiten, nicht in einem Zeitalter, in dem alle Menschen lieb sind. Leute wie wir sind die Letzten in der Nahrungskette. Erst werden andere Sachen erledigt, bevor man sich um uns kümmert.“ Da müsse man sich eben selbst organisieren.

Mittlerweile sind wir in Bretten und biegen von der Hauptstraße ab in ein gutbürgerliches Wohnviertel. Einfamilienhäuser, Straßenschilder mit weißer Schrift auf schwarzem Grund, wie es sie nur in Süddeutschland gibt. Es ist kurz vor acht und kein Mensch auf der Straße. Wir halten vor einem Haus, das aussieht, als gehöre es dem Schützenverein. Toni steigt aus und bedeutet uns zu warten. Er müsse erst noch erklären, wer wir sind und was wir wollen, bevor wir reinkommen könnten. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich diese Prozedur heute schon einmal erlebt habe. Ich schaue auf mein Handy, und plötzlich ahne ich, warum sie uns hierher geholt haben. Ich habe keinen Empfang.

Nach einigen Minuten, für die man uns zu unserer Sicherheit zwei Prospects, Clubmitglieder in Ausbildung, als Wache abgestellt hat, öffnet sich die Tür und wir betreten das etwas schmucklose Gebäude, das bis vor kurzem tatsächlich noch dem Gesangsverein gehörte und nun im Besitz der Black Jackets ist. Überall prangen halbfertige Wandbemalungen mit den verschiedenen Logos des Clubs. Der comicartige Bulldoggen-Kopf mit dem Motto „Cave Canem“ – „hüte dich vor dem Hund“. Die 2-10 für den zweiten und zehnten Buchstaben des Alphabets, die Initialen der Black Jackets und das FF – „Forever Friends“. Im Hauptraum stehen 21 Clubmitglieder in voller Montur, alle in Schwarzweiß. Lederkutten, Patches, Rangabzeichen. Anwesend sind die Präsidenten der Chapter Germersheim und Bretten. Für Mannheim ist Toni vor Ort, da der derzeitige Präsident zu fünf Jahren Haft wegen Drogenhandels, Diebstahls und Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt wurde. Wir werden vorgestellt und geben einander die Hand nach Bruderart. Die Handflächen klatschen ineinander, eine Umarmung wird angedeutet, leichtes Schulterklopfen. Bei jedem einzelnen. Genau 21 mal. Das ist Pflicht, ein Code, ohne den man hier nicht reinkommt. Ein Männerritual. Keine Frauen. Natürlich nicht.

Patrick, der Präsident von Germersheim, brüllt Befehle, und diverse Prospects beeilen sich, Bier und andere Getränke zu bringen. Dann sitzen wir einander gegenüber. Man bestimmt, dass nur die Präsidenten sprechen dürfen. Mike Gipsy, der Vizepräsident von Brettern besticht durch körperliche Präsenz. Ein großer, massiver Mann mit beeindruckenden Tattoos und einem exakt geschnittenen Irokesen. Das Aufnahmegerät läuft.

Warum habt ihr keine Frauen als Mitglieder?

Patrick: „Weil wir eine reine Männerbruderschaft sind. Wir können ja auch nicht mit Frauen in den Krieg ziehen.“

Fühlt ihr euch wie im Krieg?

Patrick: „Wenn uns jemand anmacht, machen wir zurück an, ansonsten haben wir keine Ambitionen, Krieg mit irgendjemandem zu führen.“

Warum ist euer Ruf so schlecht, in der Gesellschaft, bei der Polizei?

Toni: „Wir sind keine staatlich legitimierte Gruppierung, das ist dem Staat ein Dorn im Auge. Der Staat will beteiligt sein, und wenn man nicht nach seinen Regeln spielt, kriegt man Schwierigkeiten.“

In Esslingen haben mehrere Mitglieder der Black Jackets drei Jugendliche einer anderen Gruppierung überfallen und schwer verletzt.

Patrick: „Das ist ein laufendes Verfahren und unsere Anwälte haben uns geraten, keine Stellungnahmen dazu abzugeben.“

Seid ihr enttäuscht von der Gesellschaft?

Patrick: „Definitiv. Die Gesellschaft bewegt sich immer weiter auseinander. Bei uns gibt es die verschiedensten Schichten. Leute, die gebildet sind. Leute, die studieren, aber auch Leute, die gar nichts machen und auch nicht gefördert werden. Da sind große Talente dabei.“

Was bietet ihr den Leuten an?

Toni: „Motivation. Man muss sich gegenseitig motivieren, um in dieser verdammten Gesellschaft normal leben zu können. Wir kriegen es gebacken, dass alle Nationen unter einer Farbe zusammenleben, der Staat bekommt das nicht mal in einem billigen Vorort geregelt.“

Aber warum dieses Rockerding? Gehören zu richtigen Rockern nicht auch Motorräder?

Toni: „Wir haben rockerähnliche Strukturen, aber Harley fahren ist der amerikanische Traum, und die Black Jackets sind definitiv in Deutschland entstanden. Black Jackets waren Türken, Jugos, Deutsche aus dem Jugendhaus. Das ist für mich viel authentischer als Harley fahren.“

Ihr sprecht von rockerähnlichen Strukturen. Für mich sieht das nach Militär aus.

Toni: ich würde das nicht militärisch nennen. Wenn es dir lieber wäre, könnten wir uns untereinander Vater, Onkel, Stiefvater oder Pate nennen.“

Welche Stadien muss man durchlaufen, um bei euch Mitglied zu werden?

Patrick: „Es geht vom Supporter zum Hangaround zum Prospect, und wenn man das überstanden hat, bekommt man die Vollmember-Kutte.“

Was muss man dafür machen?

Patrick: „Ab und zu ein Bier holen, Tische aufbauen, solche Sachen wie heute Abend.“

Gipsy: „Man muss auch eine Toilette putzen können für seinen Bruder. Ich komm und hock mich ins gemachte Nest - das gibt’s hier nicht.“

Stimmt es, dass man sich mit zwei oder drei Leuten schlagen muss, um Vollmitglied zu werden?

Patrick: „Nicht ganz, wir nehmen uns nur manchmal heraus, ein Ritual abzuhalten. Dann bilden wir eine Gasse, der Mann muss durch bis zum Ende, und jeder darf einmal zuschlagen. Überall hin, nur nicht ins Gesicht. Wir übertreiben das nicht.“

Als das Tonband aus ist, wird auf Fragen nach den Betätigungen einzelner Black-Jackets-Chapter bedeutungsvoll gegrinst oder bedeutungsvoll geschwiegen. Offensichtlich findet man die angebliche oder tatsächliche Nähe zur organisierten Kriminalität nicht unangenehm, verschafft es einem doch den Ruch von Abenteuer und Gesetzlosigkeit. Zusammen mit den angeblich oder tatsächlich gelebten Werten ergibt das eine Mischung, die offenbar anziehend wirkt.

Beim Abschied klatschen wir wieder die Handflächen ineinander, die Umarmungen fallen herzlicher aus, das Schulterklopfen nachdrücklicher. Die Black Jackets sind nett - wenn man sie kennt, aber ich mache mir keine Illusionen, dass sie genauso auch unnett sein können, wenn man sie nicht oder auf die falsche Art kennt. Ich schaue auf mein Handy. Voller Empfang. Sollte ich mich vorhin nur getäuscht haben?

Auf der Rückfahrt fällt mir die Geschichte ein, die Sigurd Jäger am Nachmittag noch hinter vorgehaltener Hand erzählt hatte. Als die Black Jackets Ludwigsburg einen ihrer Aufmärsche abhielten, ließ das örtliche Chapter der Rockervereinigung Gremium wissen, dass sie eine ähnliche Demonstration in ihrer Stadt, in der sie anscheinend den Ton angeben, nicht noch einmal dulden würden. Daraufhin hielt die Polizei eine sogenannte „Gefährderansprache“, was bedeutet, dass die beiden Präsidenten der jeweiligen Clubs antanzen mussten, um mitgeteilt zu bekommen, dass alle die Füße still zu halten hätten. Offensichtlich hat es bis zum heutigen Tag funktioniert, und ich muss daran denken, was in Verbrecherkreisen als unumstößliche Wahrheit gilt. Die größte Gang in Deutschland ist immer noch die Polizei.