Der Exterminator

Protokoll
zuerst erschienen 1983 in Elaste Nr. 7, S. 34-37
Achim Kretschmar, 33 Jahre alt, seit 7 Jahren Kammerjäger, studierte Zeitungswissenschaften, inzwischen wohnhaft in Australien, tragt eine Rolex-Uhr und Turnschuhe.

Als erstes mal, der Begriff Viehzeug hat einen unheimlich negativen Beigeschmack. Die Leute rufen an und schildern was los ist, sagen „Ich hab da so einen Käfer“. Damit kann man schon mal gar nichts anfangen, denn es gibt ja 100000 verschiedene Käfer. Versuchst du halt durch Fragen rauszukriegen. Wann sehen Sie den Käfer? Bloß nachts? O.k. dann könnten es Küchenschaben sein. Dann die Größe. Fragst halt so weiter. Wie lange das schon geht. Sagt jemand, „ja ich hab‘ die seit fünf Jahren“, kann man davon ausgehen, daß es schon Tausende sind, sagt er „gestern“, sind es vielleicht nur fünf. Das Wichtigste bei so einem Telefonat ist die psychologische Beruhigung, denn, sagen wir mal, bis eine Hausfrau zum Hörer greift und einem wildfremden Menschen erzählt, daß in ihrer sauberen deutschen Küche eine Kakerlake rumgelaufen ist, da spielen sich in deren Kopf über Wochen die wildesten Sachen ab, weil das ist bei uns irgendwie gleichgesetzt mit Unsauberkeit. Das stimmt effektiv nicht, aber [36] das ist halt in den Köpfen drin. Die Frau denkt sich dann, ich putze hier zweimal täglich mit Meister Propper und hab trotzdem Viecher. Wenn die das ihrem Mann erzählt, denkt der, seine Frau ist schmutzig und sowas habe ich geheiratet und bis sie das dann noch einem Fremden sagt, muß sonstwas passieren.

Die nächste Frage die im Privatbereich kommt, ist dann immer, „ja um Gottes Willen haben sie einen Firmenwagen“ oder „steht da irgend etwas drauf, wenn das die Nachbarn sehen, können wir ausziehen.“ Man muß also unauffällig kommen, darf auch keinen Blaumann anziehen, möglichst unauffällig alles, vielleicht so, daß es überhaupt keiner sieht, dann zack rein und zack wieder raus, bloß nicht auffallen. Diese vorbereitenden Sachen machen den Hauptteil der Arbeit aus. Den Leuten die Scheu nehmen, am besten sagen, „sie sind heute schon der Fünfte“, auch wenn es nicht stimmt. Man kann sich nicht vorstellen wie die Leute reagieren wenn in ihrer sauberen deutschen Küche eine Kakerlake war, Türken, o.k., aller wir? Als Beispiel für die Tragweite: lch hatte einmal einen Auftrag in Herrsching, das war so eine riesengroße Villa und die Söhne hatten, das kam erst später raus, drei Jahre vorher von irgend einem Campingplatz Wanzen mitgebracht. Und die Viecher gehen nach Hautdicke, die gehen nicht auf jeden, die suchen, sich die dünnste Haut aus. Wenn fünf Leute in einem Raum sind, dann gehen sie nur auf einen, vielleicht auf zwei, aber nie auf alle. Da wo sie am leichtesten durchkommen. Das war der Fall bei der Frau, die hatte einen Mann und zwei Söhne, auf die nie. Die hat seit drei Jahren gesagt, „ich hab Stiche, irgend etwas ist hier los.“ Der Mann sagte immer nur, „du spinnst ja, dann hätten wir ja auch was.“ Das ist soweit gegangen, daß die Frau praktisch wahnsinnig geworden ist. Die Familie hat zum Beispiel drei Jahre lang keine Freunde mehr eingeladen, die haben ihren ganzen Freundeskreis verloren, aber wollte nicht sagen was los ist. Und die Frau hatte immer die Stiche. Flöhe vielleicht. Dann hat sie alles nachgelesen was es so gibt und ist irgendwann darauf gekommen, daß es eigentlich nur Wanzen sein können. Die Familie hatte sie schon als wahnsinnig abgeschrieben. „Die bildet sich das ein“. Denn die Stiche gehen ziemlich schnell wieder weg meistens. Nach 1 1/2 Jahren haben sie jemanden geholt, der hat die ganze Bude vergast, was aber nichts genützt hat, weil die hatten Holzvertäfelungen im gesamten Obergeschoß. Da kommt man ja nicht hinter, oder ganz ganz schwierig. Da saßen die aber hinter, irgendwo. Das ist dann soweit gegangen, daß die Frau allein in einem Zimmer geschlafen hat, dessen Fenster und Tür sie jede Nacht neu mit Tesa abgedichtet hat, damit nichts von draußen rein kann. Sie ist trotzdem gestochen wurden, weil die Viecher durch die Holzverkleidung kamen. Kannst du dir vorstellen was in der Frau vorgegangen ist? Als wir dann dahinkamen, war die vollkommen fertig, die wollte uns das Haus schenken. Wir haben dann längere Zeil rumgemacht bis dann irgendwann so ein Viech von der Decke fiel, tot.

Das konnte sie dann ihrem Mann zeigen und sagen, siehst du ich bin nicht vorrückt. Hinterher haben wir dann rausgekriegt, daß die Tiere vom Campingplatz waren. Weil es nützt ja nichts, wenn man da einen chemischen Rundschlag macht und sagt „jetzt kann nichts mehr dasein“ während die Quelle ganz woanders liegt. Sonst sagen die, wir seien Pfuscher. Wanzen hast du heute zwischen Hasenbergl und Grünwald überall gleich verteilt. Die Leute holen sich die Biester in alten Möbeln, Bilderrahmen, Truhen, Schränken vom Trödelmarkt oder vom Händler. Die sind klein, die sieht man fast nicht und verstecken sich in den letzten Ritzen, du kommst nicht drauf, kannst das ganze Haus einreißen und findest sie nicht. Die Stiche sehen bei jedem Menschen anders aus. Der Eine kriegt nur sowas wie einen Mückenstich, der Andere Riesen-Plaken. Viele Leute gehen zum Hautarzt, aber von denen wissen es nur noch die ganz alten. Also weiß niemand was los ist und die Leute werden fast wahnsinnig.

Die Arbeit als solche ist dann recht simpel, weil die Verhaltensweisen immer die gleichen sind, also die Schlupfwinkel sind immer ziemlich gleich. Da gibt es im Prinzip zwei Grundsachen, Viecher bei denen du mit aussprühen auskommst wie Fliegen. Häuser an der Südlage die sich unheimlich aufheizen, da sind dann Fliegen, alles schwarz von Fliegen. Und dann vergasen natürlich, das ist der schärfste Hammer. Das ist aber ein Gas das auf pflanzlicher Basis hergestellt ist, das Zeug heißt Pyrethrum, das Grundmittel, es wird in Afrika, Kenia gewonnen, aus einer Wurzel. Ein Mittel bei dem es bei den Viechern keine Resistenz-Bildung gibt, bei chemischen gibt es die. Chemische Mittel sind künstliche Feinde, gegen die natürlichen können die Viecher sich nicht wehren, geht nicht. Bei den Chemischen braucht das 4-5 Generationen, dann leben die von dem Zeug. Kommen vielleicht mal 100000 um, die nächste Generation kommt schon nicht mehr so um, die dritte schon gar nicht mehr und die vierte lebt davon. Genauso hei Mottenkugeln oder Paral, die Viecher lachen sich tot, die Kleider stinken und die Pflanzen gehen ein. Die biologischen Mittel wirken gezielt auf Kaltblüter, macht den Pflanzen nichts, auch Menschen nicht und null. Und es baut sich von allein wieder ab. Das muß man den Leuten dann auch erklären, weil die sagen, nee also mit Gift nicht. Die haben dann Angst, daß ihr Kind oder der Hund umfällt. Das ist ja auch logisch und gut so. Es ist gut wenn die Leute da mal bewußter rangehen, nicht das da irgend jemand mit einer Keule da ankommt und alles vergast, daß du die Wohnung nicht mehr betreten kannst. Nimm ein 15 qm großes Zimmer, mach Türen und Fenster zu und versprüh eine Dose Paral. Fällst du um. Durch die Lösungsmittel kriegst du Kreislauf- und Herzbeschwerden, dir fallen die Haare aus und die Viecher sitzen da und winken noch. Das biologische Zeug dagegen ist unschädlich. Der Nachwuchs in der vergasten Wohnung ist auch weg. Da ist dann Ruhe. Die Schwierigkeit fängt in Neubauten an und die Hälfte des privaten Bereichs sind Neubauten, weil die Leute da einfach wohnen. Die lassen die Häuser nicht mehr trocknen, früher hat man ein Hans über den Winter stehen lassen und heute sind Mieter drinnen sobald die Farbe drauf ist. Und mit ihnen die Silberfische. Im Gemäuer. Die kriegt man dann auch nie wieder raus. Ein anderes Problem in Neubauten sind die Lüftungsschächte und Aufzugschächte, die waren in Altbauten selten, weil die hatten Fenster in der Küche und den Toiletten. Die Schächte nutzen, die Viecher als Transportwege, da ist es dunkel und warm. Das geht dann ruckzuck vom ersten bis 15. Stock, dauert vielleicht ein Jahr bis sie oben sind. Wenn man also eine Wohnung vergast, heißt das nicht, das die Viecher nicht weiter im Haus sind. Man muß sich dann abschotten, Türen abdichten und die Lüftungsdinger mit dünnem Leinen ankleben. Es gibt keine gesetzliche Regelung die den Hausbesitzer zwingt was dagegen zu tun, weil diese Tiere keine ansteckenden Krankheiten übertragen. Es geht deshalb immer das „Wer wars-Keiner wars“-Spielchen los. Wenn heute einer in seiner Wohnung Kakerlaken hat, sagt er sich, ich habe einen Mietvertrag und dulde keine Vermieter. Worauf die Hausverwaltung sagt: „Wir hatten nie Viecher, die haben sie wohl eingebracht und sie zahlen das.“ Im Olympia-Zentrum ist jede Wohnung voll und niemand macht was, weil es zu teuer ist. Die vermehren sich ja auch irrwitzig schnell. Ein Gag ist auch, ich meine das stimmt, daß die Kakerlaken zu 100000-en im Fernheizsystem sind und durch die Fernheizung in die Häuser kommen. Ganz simpel, Stadtgebiet, Bahnhof alles voll mit Kakerlaken. Die Stadtwerke müßten was tun. Denen ist das vollkommen egal. Die ganzen Schächte die queer durch die Stadt laufen, wenn du mal so einen Kanaldeckel hochhebst und mit der Taschenlampe reinleuchtest wird dir übel. Ich hatte da mal einen Auftrag in der Nähe vom Haupthahnhof in so einem Pornokino, riesiger Schuppen, die haben also Kakerlaken gehabt, naja o.k., ist ja irgendwie auch einsehbar durch Sperma, das ist ja reines Eiweiß, davon leben die ja gut und leere Cola-Dosen und Zeug. Wir haben das nachts gemacht und da war so ein Deckel, den haben wir dann angehoben und ich dachte mich trifft der Schlag. Das war das erste mal, daß ich ein bißchen Schiß, hatte, daß mir mulmig war.

Ja, die vermehren sich wie nichts. Die Schweinerei ist ja, daß Hausbesitzer oder Hausmeister bei mir anrufen und sagen, „hören sie mal zu, Viecher im Haus, gehen sie mal hin und machen sie etwas, aber [37] schauen sie zu, daß sie es so schreiben, daß wir es den Türken im 2. Stock aufbrummen können. Daß die das Zeug reingeschleppt haben.“ Wenn ich sowas schon höre, mache ich es genau andersrum. Schweinerei, aber es passiert laufend. Eines ist richtig, die Häufung bei Ausländern ist höher als bei Deutschen, aber nur weil die solche miesen Wohnungen kriegen, wo das Viehzeug eh schon drin war. Also denen die Schuld geben ist eigentlich immer falsch. Man kann sogar sagen, daß Griechen, Italiener, Türken, also Leute die in südlichen Ländern groß geworden sind, viel eher was dagegen tun, als Deutsche, weil die das kennen. Hat ein Deutscher einen Stich, denkt er es ist eine Mücke. Im Winter kommt ihm dann vielleicht, daß es zu dieser Jahreszeit ja eigentlich keine Mücken gibt und tut was. Ein Italiener sagt sich gleich, es könnte ja eine Wanze sein und macht was. Den Deutschen ist es peinlich, dann schleppen sie es raus. Ich meine, Dreck begünstigt die Sache schon. Die Viecher halten sich eben da auf wo es auch Nahrung gibt. Weil gerade von Dreck die Rede ist, es ist unvorstellbar unter welchen Bedingungen die Leute heute noch leben. Wirklich, meterhoch die Mülltüten gestapelt und Dreck und die leben und kochen da und tralala. 5000 Kakerlaken, an der Decke latschen sie rum, auf dem Boden, überall die ganzen Wände voll. Neulich in Wolfratshausen, da war so ein Knecht von der Stadt, die haben den da in so eine Bude gesetzt. Da habe ich dann an der Tür geklopft, da saßen vier so Typen, ich habe nur gedacht tiefster Mittelwesten, die Bude blau von 5000 Zigarettenkippen. Da haben die finster geguckt: „Was wollen sie denn?“ Ich habe dann nur gesagt: „Jungs Feierabend, raus hier.“ „Wir gehen hier nicht raus.“ „Na sicher geht ihr raus, Gas. Ende“ „Wie was raus?“ Dann habe ich mit der Polizei gedroht und sie sind gegangen. Als ich reinkam dachte ich mich trifft der Schlag. Das hat gelebt. Mir ist nicht ganz klar was das war. Müll von Wochen, von einer vierköpfigen Familie, ein riesiger Topf mit verschimmelter Suppe und Knochen. Das kann man sich nicht vorstellen und überall Kakerlaken dazwischen, tausende in dem einen Raum. Dann hat der gesagt: „Joaa wir, wir haben nichts“, sage ich: „Und da oben, was ist das dann?“. „Joaa, die laufen da run.“ Das ist eben die Frage, wie man das sieht, der sagt o.k. die laufen da rum, solang sie mir nicht in den Kaffee fallen. Naja, doppelte Ladung Gas rein, abdichten und tschüss. Ich werde da noch den Müll wegräumen, Quatsch. Da mache ich nichts. Passieren selber kann dir ja nichts. Durch das Mittel, das du anwendest, versucht das Tier dir ja abzuhauen, kannst du dir ja eigentlich keine Wanze fangen.

Ansteckende Krankheiten in unseren Breitengraden überträgt eigentlich nur die Krätzemilbe. Vielleicht Kakerlaken weil sie überall drüberlatschen. Aber Krätzemilben, die sind einen halben Millimeter groß, durchsichtig, graben sich unter die Haut und hinterlassen so weiße Spuren. Juckt wahnsinnig. Pest gibt es auch noch, die ist zwar aus der Statistik raus, weil es sie nur noch selten gibt. Die Pest wird durch den Rattenfloh übertragen, der sitzt auf der Ratte. Deswegen hat man früher immer die Ratten totgeschlagen wenn so was war. Ratten bekämpft man heute mit Fraßködern. Langzeitmitteln. Gibt immer mehr Ratten. Die Mittel wirken dann über eine Woche, weil die Ratten sind inzwischen dazu übergegangen beim Fressen ihre Jungen vorzuschicken. Die müssen fressen und die Alten warten ‚ne Weile und gucken was passiert. Junge machen geht schneller als selber sterben. Also nimmt man so ein Mittel das in kleinen Dosierungen verabreicht wird und die werden dann Bluter. Die rennen irgendwo gegen und verbluten innerlich, kriegen vorher sowas ähnliches wie Platzangst durch das Mittel, das ist erwünscht, weil die dann rauswollen aus der Wohnung, der Großküche, dem Hotel. Sonst verwesen die in irgend einer Ecke. Also die versuchen rauszukommen und sterben dann irgend einer Ecke. Also die versuchen rauszukommen und sterben dann irgendwo draußen. Aber das merken die gar nicht, wie ein Bluter. Man muß diese Mittel nur selbermachen, denn die die es zu kaufen gibt, fressen die Ratten schon lange nicht mehr. Da lachen die sich tot. Du mußt das Futter dem Umfeld der Ratten anpassen. Wenn da ein Fischrestaurant ist, mußt du Fischreste ins Futter tun, sonst fressen sie es nicht. Bei einer Bäckerei Puderzucker und Nüsse. Die kriegen nur noch das Feinste. Von da her ist Rattenbekämpfung das heißeste was man so machen kann, die sind fast so schlau wie du. Früher hat man auch eine Ratte gefangen und sie bei lebendigem Leib angezündet, dann freigelassen. Ratten können fürchterlich schreien, also sind alle Ratten in der Umgebung abgehauen. Das ist natürlich nicht die feine englische Art. Das wirkt immer noch. Irgendwo machen sie das sicher noch, ist das billigste. Früher hat man auch Gerichtsverhandlungen gegen Mäuse und Raupen abgehalten, oder zum Beispiel hat ein Bischof in Frankreich die Maikäfer exkommuniziert um sie zu verjagen. Meistens hat man auf die Magie vertraut, wie immer wenn es keine natürliche Erklärung für ein Übel gibt.

Was zur Zeit auch hier in München wieder um sich greift sind Marder. Da rufen in der Woche fünf Leute an. Stehen aber unter Naturschutz, außerdem kriegt man die nicht. Die gehen Kamine hoch, halten sich in Zwischenböden auf, besonders in so 20cm Fehlböden-Zwischenräumen machen sie nachts Terror. Man darf und kann fast nichts gegen Marder machen. Da gibt es in jedem Bundesland so Jagdbehörden. Eine obere und eine untere und so Kleinviechzeug wie Marder, fällt unter den Zuständigkeitsbereich der unteren Jagdbehörde. Da rufst du dann an, hast irgend so einen Hilfsförster an der Leitung, der sagt: „Jooooaaa mai“, dann kommt irgend so ein Hutzelmännchen, stellt eine Falle auf oder auch nicht, weil sie zu viel zu tun haben und setzt dann den Marder im nächsten Wald aus von wo er schnurstracks wieder in die Stadt läuft. Und die machen dann Terror und Lärm, daß man Hand an die Stirn im Bett steht und denkt es sei Krieg. Sonst, sonst gibt es noch Milben. Tausend verschiedene Arien von Milben, meistens sind es solche in der Küche. Du kriegst zum Beispiel Milben rein, wenn du in Naturkostläden Hafer, Getreide kaufst und willst dein Brot selber backen. Meistens merkst du das gar nicht weil die so klein sind. Wenn du es merkst, dann sind es Tausende. Dann sieht es ans wie Staub, aber er läuft. Die Leute wollen dann Staub wischen und der Staub läuft weg, dann kriegen sie Panik. Da rief mal so eine Frau an, die war total mit den Nerven fertig. „Die Küche dreht sich und bewegt sich“. Als ich dann gekommen bin war alles verrammelt. Da wackelte der ganze Küchenschrank hin und her. Tausende von Milben, der ganze Schrank voll. Ich dachte ich spinne. Alles voll. Die hatte ein Brot vergessen, irgendein verschimmeltes Brot, ist dann zwei Monate weggefahren und dann war alles voll. Ein ganz neuer Kundenkreis sind die Naturkostläden. weil das ganze Zeug nicht gespritzt ist. Die haben dann Mehlmotten und so Zeug. Es gibt ja so Wahnsinns-Milben, eine Art frißt den Klebstoff aus Küchenmöbeln, zum Beispiel wenn etwas resopalbeschichtet ist. Da fällt dir dann die Platte ab. Die leben nur von dem Klebstoff, weil der auf irgend einem organischen Material basiert das sie mögen. Da sitzen die dann zwischendrin, das muß man natürlich wissen.

Wenn du Schädlingsbekämpfung machen willst, ist die Vorraussetzung für die Zulassung beim Gewerbeamt eine Ausbildung als Desinfektor. Dann bist du staatlich geprüfter Desinfektor. Es gibt auch einen deutschen Schädlingsverband. Mini-Ausgabe der Mafia. Die Landesverbände werden meistens von dem Inhaber der jeweils größten Firma geleitet. Der schaut natürlich, daß niemand reinkommt. Ich habe es zweimal versucht, wegen dem Briefkopf. Wenn jemand das machen will, ich meine Schädlingsbekämpfung, dann sollte er jetzt die großen Städte meiden. München ist nicht so schlimm, aber in Hamburg gibt es 40, in Köln 20, aber in Gegenden wie Freiburg wo unheimlich viel alte Bausubstanz ist, null, in Wiesbaden null, Marburg null. Was man verdient, hängt dann von den Viechern ab, ob vergasen oder nicht. Es gibt so Richtsätze. Im privaten Bereich pro m3 eine Mark bei Vergasen alles inklusiv, aussprühen pro qm 50 Pfennige. Wir machen auch viel Kneipen, nachts, weil die holen sich die Viecher immer wieder mit Lebensmittellieferungen rein. Also, je größer die Sachen, desto billiger es natürlich, weil der ganze Aufwand mit Anfahrt usw. billiger wird. Wenn allerdings so eine Großmutter wegen fünf Ameisen in ihrer Küche anruft, muß ich auch hin und kann kein Kopfgeld verlangen.