Erdbeerchen, Sonnenscheinchen und Elefantchen wollen nach Deutschland

Reportage
erschienen im April 2000 in Allegra 4/2000, S. 38-48
Ludmilla, Veronika und Tatjiana aus Kiew wollen die große Welt kennen lernen, Nike, Golf, Mercedes. Und vielleicht auch einen Mann. Deshalb lernen sie kochen, backen und putzen im Au-pair-Institut East-West.

Zehn junge Frauen und Mädchen in einem Raum. Tratschen, kichern. Sprechen melodisch. Als würden sie singen, die ukrainische Sprache ist italienisch schön. Er ist kalt und warm, die Riesenkrachmaschine am Fenster, eine Klimaanlage, wird als Heizung eingesetzt und muss rackern. Da in Kiew, einer Fünfmillionenstadt, gerade eben noch in Europa, oft der Strom ausfällt, gibt es kalte und warme Zonen in der Au-pair-Vermittlungsagentur East-West.

Zehn junge Frauen und Mädchen in einem Raum. Frauen? Mädchen? Schwer zu sagen. Ukrainische Mädchenfrauen, Mitte 20, stehen auf die Backstreet Boys, lesen, wenn sie einigermaßen deutsch können, kichernd „Bravo“, sind brennend am Schicksal von Tic Tac Toe interessiert. Alle haben ein geliebtes Kuschelbärchen. Im Widerspruch dazu ihr Aussehen: 25, 26, 27, in diesem Alter treten in der Ukraine Alterserscheinungen auf. Die Luft ist schlecht, die Nahrung schlechter, die Kernseife. Ab Mitte 20 wirken sie schon verbraucht, erschöpft, die schiefen Zähne dunkeln, die Körper werden dicker. Der tote, aber noch präsente Kommunismus – das von ihm erzwungene Denken und Verhalten, Dunkelheit und Melancholie.

Bärchen, 20, hat schon die ersten grauen Haare. Neben ihr sitzt Elefantchen, 18, noch schlank, zart. Sie sagt: „Ich liebe Kiew, eine wunderschöne Stadt.“ Morgen wird sie ins „Shelter“ gehen, eine Kellerdisco, sehr hip. Seit Tagen freut sie sich darauf. Doch plötzlich verändert sich ihr Gesichtsausdruck, und sie stellt die Frage, die hier jede besorgt stellt: „Wie sieht ein Fremder Kiew, ist es nicht arg ärmlich?“ Elefantchen wird in die Gegend von Frankfurt kommen und, kein Witz, die beiden schwarzen Doggen einer Bankerin betreuen.

Wenn zehn Mädchen und Frauen in Kiew in einem Raum sind, heißen mindestens drei Ludmilla, zwei Tatjiana und zwei Olga. Und alle wollen nach Deutschland. Namen sind ein Problem in der Ukraine. Es gibt nicht genug populäre Mädchennamen. Spitznamen sind nötig. Ludmilla beispielsweise wird Slonichek, Elefantchen, genannt. Die zweite Ludmilla Röschen. Die dritte Häschen. Tatjana, 24, wird, zu Recht, Sonnenscheinchen gerufen. Bärchen ist Olga. Zu Veronika, 24, sagen alle Erdbeerchen, weil sie immer rote Wangen hat.

Erdbeerchen, Röschen, Elefantchen, Häschen, Sonnenscheinchen, Bärchen sind im East-West-Institut, weil sie nach Deutschland wollen, gelobtes Land der Backstreet Boys. „Was?“, ruft Röschen erschrocken, „die Backstreet Boys sind gar keine Deutschen?“

Eine junge Ukrainerin hat eine Chance nach Deutschland zu kommen. Als Au-pair. Für ein Jahr. Und wenn sie in diesem Jahr einen deutschen Mann findet, der sie heiratet, hat sie die Chance genutzt. Natalija Kozyk sitzt am Schreibtisch und füllt den Fragebogen aus: Rauchen Sie? Nein. Bis dahin hat sie es sich abgewöhnt. Wie viele Kinder hätten Sie gerne in ihrer Gastfamilie? Egal. Welches Alter? Egal. Großstadt, Kleinstadt, Dorf? Egal. Ein Fernsehgerät? Ja! Jetzt schreibt sie noch den Brief für die potentiellen Gasteltern.

Natalija, Perlchen, betont, wie gut sie Hausarbeiten macht. Und Kinderbetreuung ist ihr Lebensziel, sowieso. „Ich weiß, dass Deutschland ist das reiche, demokratische Land mit hohem ökonomischen Lebensniveau, Land mit hoch Wirtschaftsablauf und Industrie. Die Deutschen sind fleißige, gutmütige und gewogene Seelen. Im Deutschland ist hoches Kulturniveau und hoch entwickelte Wissenschaft“, schreibt die 25jährige, vor kurzem geschieden, in fremder Sprache.

Das East-West-Institut schickt alles an eine deutsche Agentur, die gibt es an potentielle Gastfamilien. Wenn die ein Formular nach Kiew schicken, dann wird Perlchen ihr Visum bekommen.

Im großen, kälteren Zimmer präsentiert Lidija Storm, 52, die Gründerin des East-West-Instituts, ihre Erfolgsbilanz. Auch hier ist es schäbig, obwohl jeden Tag übermäßig geputzt wird. Das ist Teil der Ausbildung. Alles blitzblank, aber bröselnde Tapeten, Flecken an der Decke, Möbel mit Sperrmüllcharme.

Ähnlich wie Kiew, die große, ehemals wohl wunderschöne, hell erleuchtete Stadt, seit Tschernobyl aber mit zu wenig Strom. Imposante Gebäude, angegammelt. Lange Arkaden mit Schaufenstern, deren Scheiben von Klebestreifen gehalten werden. Breite Prachtboulevards. Ein breiter Ring voller zwölfstöckiger Plattenbauten mit Wäsche auf den Balkons.

Lidija Storm öffnet eines ihrer vielen Fotoalben, wackelt leicht mit dem Kopf. Lidija, eine kämpfende Löwin. Hart aber fair. Sie redet sturmflutartig, ohne Pausen, ohne Bremsen. Lidija, Ex-Chemikerin, hat vor mehr als fünf Jahren East-West gegründet. Mit der Perestroika kam ihre Chance, sie gründete Firmen, wurde Unternehmensberaterin. Ein Jahr lebte sie in München. Dort fiel ihr Entschluss: Der ukrainischen Jugend muss geholfen werden, sie muss weg von den Drogen und den Versuchungen der Mafia. Muss endlich Tempo, Engagement lernen, Sprachen auch, wenn sie zu was kommen soll.

Sie kam heim, gründete das Institut, stand den harten Anfang durch. Das Schlimmste, was ihr letztes Jahr passierte, war ein Witz, den ein Freund aus München mit ihr machte. Er fuhr mit ihr am Straßenstrich vorbei und rief plötzlich: Sieh! Da steht eines deiner Mädchen. Ein Witz, aber Lidija brauchte Tage, um ihn zu verarbeiten. Sie will der Jugend doch helfen.

Ihr Institut ist ein Jugendzentrum. Da sitzen sie, spielen Gitarre und singen, bis die Tränen fließen. Wer schon vergeben ist und nur noch auf das Visum wartet, sitzt auf der Couch, schaut hundertmal jedes Foto von „seiner“ Familie an. Immer wieder suchen die Augen von Bärchen, Sonnenscheinchen und Erdbeerchen Bilder von kleinen Kindern in deutschen Wohnzimmern ab.

Lidija deutet in das Fotoalbum. „Hier, das war mein erstes Mädchen, das nach Deutschland ging. Vika ist verheiratet mit deutschem Mann. Hier zweites Mädchen, Viktorija, lebt noch in Deutschland, studiert. Ah, das Mädchen hier, viertes Mädchen, hat nicht funktioniert.“

Nicht funktioniert heißt: hat als Au-pair versagt. Kam vorzeitig zurück. Einige sagen, Kulturschock, Einsamkeit, Heimweh, Sprachprobleme. Andere werden von der Gastfamilie schmachvoll nach Hause geschickt. Vika, die Erste, hätte fast versagt. An ihrem dritten Tag in Deutschland lief sie auf einem dieser schmalen roten Gehwege. Da wurde sie von einem Rad angefahren, ließ die Milchflaschen fallen, der Radfahrer schimpfte fürchterlich. Sie heulte. „Ich will zurück zu Mamutschka.“ Biss sich dann aber durch und schrieb einen Brief an das Institut: „Vorsicht! Die roten schmalen Wege, das sind Wege nur für Fahrräder, da dürft ihr nicht laufen.“

Immerhin: Von den ersten fünfzehn Mädchen, die Lidija schickte, haben vier geheiratet in Deutschland, drei studieren noch. Mit viel Selbstvertrauen kam Stella zurück, vorher ein verhuschtes Mädchen, das Herzchen hieß, jetzt eine aufgeweckte Frau, die keiner mehr so nennt. Arbeitet in Lidijas Institut, lernt nebenbei Französisch und Computer, weil sie noch nach Paris will. Stella hat Biss. „Hat sie in Deutschland gelernt“, sagt Lidija stolz. Sie schickt jährlich achtzig Mädchen nach Deutschland, jedes Jahr mehr.

Der Bedarf ist groß: viele allein erziehende Mütter, Doppelverdienerhaushalte, wenig Familien mit Omas, wenig Ganztagesbetreuung für Kinder. Aus Moskau, Sankt Petersburg oder Nishnij Nowgorod, aus Ungarn oder Polen kommen immer weniger Au-pairs. Der Lebensstandard ist zu hoch dort. Es gibt Jobs. Die Ukraine hat gerade die richtige Mischung aus Armut und Kultur, keine Hungerarmut, aber Hunger auf Konsum, auf die Welt.

Lidija bekommt von der deutschen Partneragentur 100 Mark pro vermitteltes Mädchen, 300 US-Dollar müssen die potenziellen Au-pairs für einen Halbjahreskurs bezahlen. Vor kurzem hat Lidijas Freund ein Auto verkauft, um den Betrieb am Laufen zu halten. Eine Hand wäscht die andere: So liefert sie ihre Au-pair-Schülerinnen als Arbeitskräfte an den nahen Kindergarten. Dieser stellt dafür Zimmer für die Sprachkurse. Also sitzen 25jährige Frauen auf Kleinkinderstühlen an Kleinkinderpulten und lernen Deutsch von einem Schweizer, Austauschdozent an der Tschewtschenko-Uni. Die konnte ihm keine Wohnung stellen. Lidija aber kennt jemanden, der für die Wohnung sorgte: „Man muss improvisieren“, sagt Lidija, „wie früher“. Sie wird nicht reich im „Au-pair-Bisinez“. Sie will der Jugend helfen, damit die dem Land hilft. Die jungen Frauen aber wollen sich selbst helfen, einen Deutschen heiraten. Lidija verdrängt das, so gut sie kann: Jede, die zurück kommt, ist eine Heilige für sie.

300 Dollar für zwei Doppelstunden Deutsch wöchentlich und Arbeit im Kindergarten, dazu Unterricht über alles, was notwendig ist, um in Deutschland durchzukommen. Beispielsweise wie eine „Pampers“ funktioniert. Dazu Videos des Goetheinstituts: „Mülltrennung“, „Im Studentenlokal“, „Frühstück“, „Am Fahrscheinautomaten“. Lidija verlangt so viel, weil „das sorgt dafür, dass Mädchen fleißig sind und lernen“.

Lidija bevorzugt Studentinnen. Die können meist schon etwas Deutsch. Sie bevorzugt Mädchen aus der Westukraine. „Näher bei Westeuropa, andere Mentalität.“ Die seien „weniger gelähmt und wissen, was eine Kaffeemaschine ist“. Manch andere hätte zu Hause nicht gelernt, mit Messer und Gabel zu essen, wüsste nicht, was ein Wasserkocher ist, könnte Wäsche mit den Händen waschen, aber nicht mit einer Waschmaschine.

Draußen im Gang auf welligem Linoleumboden warten dreißig neue Mädchen, einige Jungs, neun Mütter, die ihre Töchter sicherheitshalber zur Infoveranstaltung begleiten. Lidija wird ihnen erzählen, wie es zugeht im Au-pair-Business. Sie wird nicht werben. Unnötig. Sie zeigt den misstrauisch starrenden Augen ein Video, Einkaufsstraße, Autoparkplätze. Ein Mädchen ruft laut „Nike“, „Mercedes“, „Golf“, unvorstellbarer Wohlstand, „oooh“. Lidija liest Briefe von Au-pairs vor, von Supermärkten, vom Fiat Panda, den eine fahren durfte.

Sie erzählt von Heimweh, wie schwer es ist in einem fremden Land. Ohne Familie. Eine Mutter mit Pelzmütze heult los und rennt hinaus, die Tochter hinterher. Nach zehn Minuten kommen beide mit geschwollenen Augen wieder. Sie haben den wichtigsten Teil verpasst: Lidija schrieb mit weißer Kreide auf die Schiefertafel, was es kostet.

Da steht: Gastfamilie zahlt an deutsche Agentur 1800 Mark, davon 100 Mark für Lidija. 60 Mark Versicherung zahlt die Gastfamilie. 80 Mark für Monatsfahrkarte und Sprachkurse an der Volkshochschule. Die Mädchen dürfen ab und zu nach Hause telefonieren, für 10 oder 20 Mark. Die Familien Zimmer und Essen. Viele nehmen die Mädchen mit in den Urlaub, nach Italien, Österreich, Spanien. 100 Mark Taschengeld in der Woche. Raunen. Dafür müssten die Mädchen arbeiten. Fünf Tage die Woche, Kinder betreuen, Hausarbeit.

Am nächsten Tag beginnen die persönlichen Gespräche. Jedes Mädchen muss eine halbe Stunde zeigen, dass es in der Lage ist, die riesengroße Chance zu nutzen. Irena, niemand würde sie Purzelchen oder Sonnenscheinchen nennen, will nach Dänemark, ein halbes Jahr, dann nach Deutschland, auch ein halbes Jahr. Sie könne die 300 Dollar nicht bezahlen. „Wie kann ich die abarbeiten?, fragt sie direkt. Lidija sagt: „Du kannst morgen anfangen, drei Tage die Woche, das bezahlt den Unterricht.“

Und ist begeistert: „Als ich anfing, gab es solche Mädchen noch nicht. Alle wollten zum Heiraten ins Ausland. Von den ersten hundert sind fast vierzig in Deutschland geblieben, jetzt zehn, fünfzehn oder so. Gutes Zeichen. Sie haben kapiert, dass es eine Chance ist, dass man anders zurückkommt, dass man hier etwas machen kann. Es hilft dem Land.“

Irena lächelt. Wetten, sie kommt nicht zurück?

Maria Gennadijewna Iwanowa, 27

Ex-au-pair, Kunstführerin, jetzt Hausfrau in München. Ihr Ehemann Alexander ist Russisch-Dolmetscher. Tochter Sophie ist 13 Monate:

„Ich kam aus Sankt Petersburg nach Cuxhaven, vor zweieinhalb Jahren. Man kann über Sankt Petersburg schimpfen, wie man will, aber es ist eine Großstadt. Cuxhaven nicht. Nach zwei Monaten bin ich weg. Von der Au-pair-Familie habe ich mich im Guten getrennt und bin nach München zu einer Freundin, habe eine neue Familie gesucht. München hat mir besser gefallen, aber ich hatte trotzdem Heimweh. Ich war einsam, ich konnte kein Deutsch, nur Französisch. Und ich naives Huhn dachte, Deutsch und Französisch seien sehr ähnlich, Deutsch also einfach zu lernen für mich. Pustekuchen.

In Russland ist eine 25jährige unverheiratete Frau eine alte Jungfer, danach wird es eng. Das ist im Hinterkopf aller Mädchen drin, die herkommen. Viele kommen deshalb. Ich nicht, ich war Kunstführerin an der Eremitage, ich wollte nicht nur französische, sondern auch deutsche Führungen machen und mehr Geld verdienen, kam also nur, um die Sprache zu lernen. Nicht, um einen Mann zu finden. Ich habe ihn auf einem Fest kennengelernt und geheiratet, als ich mit Sophie schwanger war. Wenn sie älter ist, will ich wieder arbeiten, ich denke darüber nach Restauratorin zu werden, ein Praktikum habe ich bereits gemacht.

Heimweh habe ich keines mehr. Wir waren vor kurzem in Sankt Petersburg, dort ist die ökonomische Lage schlecht. Hier gefällt es mir besser.“

Natalija Seibold, 25

Ist mit einem Deutschen verheiratet. Ihr Zuhause wollte sie nicht zeigen, nur ihren Arbeitsplatz, einen Jeansladen am Münchner Hauptbahnhof. Zum Treffen kam sie allerdings aus einem Beate-Uhse-Laden mit Live-Strips gleich nebenan. Der Besitzer des Jeansladens erklärte, Natalija sei nicht bei ihm angestellt. Lidija Storm in Kiew hat über Natalija gesagt, sie befürchte, sie sei „abgerutscht“.

„Ich kam vor drei Jahren aus Kiew hierher, war ein halbes Jahr Au-pair. Ehrlich, ich hatte es mir viel schlimmer vorgestellt. Ich habe viele Deutsche kennengelernt, die warmherzig waren und viel Gefühl hatten. In den ersten drei Monaten habe ich mir jeden Tag russische Zeitungen gekauft und geheult. Ich kann nicht sagen, was mir nicht gefallen hat, es war eigentlich alles top. Nur die Abende waren schlimm, ich hatte den Kontakt zu den anderen Mädchen aus Kiew abgebrochen, weil die immer nur gejammert haben, nicht offensiv ran sind. Man fühlt sich fremd in einem Land, wenn man keinen Freund hat. Ich hatte einige deutsche Freunde, kam aber nicht klar mit ihnen, bis ich meinen Mann kennen lernte. Ich wollte nie einen Deutschen heiraten. Die wollen nur eine Hausfrau, die macht, was man ihr sagt. Deutsche Männer haben kein Temperament, keine Spontanität. Die Ausnahme ist mein Mann. Es ist die große Liebe, ein erfolgreicher Geschäftsmann und der beste Gesprächspartner aller Zeiten. Ich dachte immer, die Ehe ist ein Käfig. Ich arbeite ein bisschen in einem Jeansladen, weil es Spaß macht, müsste es aber nicht.“

Ludmilla Kranz, 36

Hat einen Sohn, Oleg, 7, ist Germanistin aus Moskau, verheiratet mit einem BMW-Manager, betreibt in der Nähe von München eine Au-pair-Agentur:

„Alle Mädchen, die hierher kommen, haben erst mal einen Kulturschock. Niemand, der von drüben kommt, versteht, wie man so strikt nach der Uhr leben kann. Die Mädchen kommen meist schlank wie Gazellen an, und nach ein paar Monaten sehen sie aus wie dicke Omas. Andere hungern, ihnen ist das Essen in Deutschland nicht fett genug. Außerdem geben sie alles, wirklich alles Geld für Kosmetika aus. Manche haben die ersten Wochen nur geheult. Alle träumen trotzdem vom Heiraten. Doch sie würden nie einem verheirateten Mann nachsteigen, die Ehe ist ihnen heilig. Statistiken gibt es nicht, aber ich denke, mehr als ein Drittel bleibt hier. Wenn sie nicht heiraten wollen, suchen sie sich einen Studienplatz. Am allerschlimmsten ist es, wenn sie wieder zurück müssen. Dort sagt niemand Danke oder Bitte, keiner lächelt jemanden an. In Deutschland sind Erwartungen geweckt worden, die daheim nicht befriedigt werden könne.“