生き甲斐

Malakoff sollte mich heilen. Doch als die Stunde seines Konzertes unwiederbringlich nahe gerückt war, fühlte ich meinen Körper noch immer nicht annähernd hergestellt an meine Form. So blieb ich, obschon des Liegens müde, hier.

Nachdenken, so gut es ging, über den Zauber des live. Könnte ja »My First Piano« einlegen, abspielen lassen, hören — simultan zu der Stunde, da er es den anderen vorspielte — doch würde das nicht das selbe; warum? Zeitigen war hier ein passendes Wort. Manchesmal hatte ich die Tagesschau um 20 Uhr verpasst, um sie mir dann, zu einem nachgerückten Zeitpunkt, aus der Mediathek vorführen zu lassen. Ungleich schal war dabei mein Genuß gewesen. Gefühl der Konserve allein durch mein Wissen, dass mir all dies vor soundso vielen Minuten noch live gesendet worden wäre, wenn nicht. Hätte können — ich als ein Satellit war zu spät aus dem Kernschatten aufgetaucht für das Signal.

In Der Stunde zwischen Frau und Gitarre erzählt Clemens J. Setz von der natürlichen Faszination seiner Protagonistin für Livesendungen. Ich habe das Phänomen damals, bei meiner ersten Lektüre, als zwar fremdartig, dabei aber nicht unangenehm, als ein zukunftsweisendes empfunden. Mittlerweile, es hat sich etwas verändert, verstehe ich.

Ich legte dann Horace Silver ein, That Heelin‘ Feelin‘, während Malakoff, gar nicht weit weg, sein Konzert spielte. Und wachte auf, die sogenannte Playlist lief ununterbrochen bis zum Sonnenaufgang durch meine nächtliche Bewußtlosigkeit mitsamt ihren Träumen hindurch zu: Kenny Rankin »Like a Seed«.