10.2.

In den Zeitungen hier wurde es nur gemeldet, die NZZ macht einen großen Artikel daraus: es gab und gibt in diesem Winter nur sehr wenige kleine Vögel in den Städten zu sehen. Vermisst wurden, offiziell also nicht bloß von mir die Meisen, Spatzen und Finken. Der Deutsche Naturschutzbund hat in seiner alljährlichen Vogelzählung Stunde der Wintervögel ermittelt, dass der Rückgang um ein Drittel der sonst üblichen Zahl liegen wird. In der Schweiz gibt es eine solche Zählungsinitiative, an der in Deutschland erfreulicherweise 180.000 Vogelfreunde mitarbeiten, nicht. Aber schon seit dem November des vergangenen Jahres meldeten sich laut NZZ besorgte Schweizer bei der Vogelwarte von Sempach: »Sie sind besorgt und wollen wissen, wie sich das Ausbleiben der Gartenvögel erklären läßt«.

Sehr wohl gemessen wird in der Schweiz, einem Agrarland, der Ertrag der Buchen. Die Rede ist dort von der im Frühling einsetzenden Buchenmast. Die Bäume (Fagus) waren im Herbst 2016 außergewöhnlich fruchtbar, die Zeitung spricht von einem tonnenweise vermehrten Abwurf von »Bueche-Nüssli«, also Bucheckern, wie zuletzt vor 30 Jahren. Demzufolge handelt es sich um ein europaweit verspürtes Phänomen; jedenfalls soweit dort Buchenwälder stehen.

Der Text führt die in Deutschland und Schweiz separat gewonnenen Erkenntnisse über anfallende Bucheckern in den Wäldern und ausbleibende Kleinvögel in den Gärten zusammen, und überlässt seinen Lesern den desillusionierenden, sogar traurigen Schluss, dass die kleinen Vögel sich nicht etwa freiwillig, oder der liebevoll gefüllten Futterhäuschen wegen in die Städte aufmachen, sondern in Hungersnot. Wenn, wie in diesem Jahr, ausreichend Bucheckern, Bueche-Nüssli und wie sie in den anderen Sprachen auch heißen werden, auf dem Boden der Wälder zu finden sind, bleiben sie wahlweise dort.

Auch für die Birdwatcher und Vogelfreunde haben die Schweizer einen eigenen Begriff. In der NZZ werden sie als »Küchen-Ornithologen« bezeichnet.