10.4.2019

Nach angenehmer Fahrt im Regionalexpress erreichten wir nach anderthalb Stunden die Kleinstadt Prenzlau. Im überraschend aufgeräumt wirkenden Zentrum besorgten wir uns in einem Geschäft für regionale Spezialitäten, was wir für die nächsten Tage in unserer selbstgewählten Abgeschiedenheit auf dem Sternhagen Gut brauchen konnten: Uckermilch und Uckereier, sowie einen Uckerkäse, eine Uckerwurst und ein rundes Brot mit Namen Luther. Dann kehrten wir fürs Mittagessen in dem nahe des Bahnhofs zwischen einem Wahlplakat der Linken und einem von der SPD gelegenen Flachbau ein, über dem in schnörkellosen Buchstaben Imbiß Ecke stand. Der Gastraum im Inneren der schmucklosen Baracke war auf eine extreme Weise nüchtern gehalten—was auf uns schon wieder berauschend wirkte. Die vielen blankpolierten Tische aus jenem Holz, aus dem man einst die Kegel gedrechselt hat, waren unbesetzt. Wir hatten freie Platzwahl. Nur ganz hinten in dem langen Raume saß eine Runde aus drei Männern, der eine von ihnen war auf seinem Sitz eingeschlafen und erwachte nur für kurz, als er von seinem Tischgenossen in die Brust gestoßen ward. Der Wirt fungierte auch als Koch. Von seinen zahlreichen, an allen möglichen Stellen vor, hinter und neben ihm an den Wänden und am Tresen selbst befestigten Angebotstafeln bestellten wir die Nudeln mit Gulasch und die Topfwurst mit Kraut. Beide Speisen mundeten vorzüglich. Wir aßen alles restlos auf. Hätten sogar, wäre nicht unser aus Berlin vorbestelltes Taxi vorgefahren, auch gerne noch Nachschlag bestellt. Ein ausgezeichneter Ort, eine anständige Gaststätte in Prenzlau, die wir uneingeschränkt an- und weiterempfehlen können, falls und wannimmer sich ein Aufenthalt in diesem an Attraktionen sonst armen Städtchen ergeben sollte.

Mit dem Wagen ging es dann ins Hinterland von Prenzlau. Es wurde rasch idyllisch. Der aus dieser Gegend stammende Fahrer unseres Mobils sagte, von Friederike auf die endlosen Alleen angesprochen, die wir passierten »Ja. Deshalb haben wir hier in Brandenburg auch die meisten Verkehrstoten.«

Das Gut selbst dann freilich ein Knaller. Umgeben von Auen und Wäldern und von der Dachterrasse aus mit Blick auf den See, der hinter den Wäldern rauscht. Herumstreunende Katzen, wollige Lämmchen und kalbende Kühe wo auch immer man hinschaut. Die Sonne stach zwischen gewaltig weißen Wolken herunter, es gibt massenhaft Liegestühle, ein Bussard schraubte sich gleitend in eine Thermikspirale empor.

Im Abendlicht sitzen die Stare in den blattlosen Ästen der schätzungsweise dreihundert Jahre alten Eiche, knattern mit den Schnäbeln und sondern dann wieder ihre lustigen Melodien ab. Dann war die Sonne untergangen und es wurde unglaublich still.