10.9.

Der Absturz des Redaktionssystems sorgte für einen unerwartet freien Samstag. In etwa wie Hitzefrei. Was macht man da? Im Kühlschrank hatte ich die Zutaten für den Pistazienkäsekuchen nach dem Rezept von Eyal Jagermann, von dem ich nur Gutes gehört hatte. Teilweise waren diese Zutaten schwer zu beschaffen gewesen. Andere, vor allem Mascarpone und die vielen Eier, lebten dort in meinem Kühlschrank in der ständigen Gefahr, noch vor der ihnen ursprünglich zugedachten Verwendung aufgegessen zu werden.

Bei Martina und Moritz ging es in dieser Folge um Schönes aus Hackfleisch. Beeindruckend fand ich eine Roulade aus ganzen Mangoldblättern, belegt mit Schinken und darauf noch eine Schicht Käse, in die das Hackfleisch eingerollt wurde. Die Roulade selbst wurde dadurch so lang und auch von ihrem Umfang her wie ein Frauenarm. Es gab dann in der ansonsten gut sortierten Teleküche der beiden nur eine einzige Reibe, in die der dunkelgrün glänzende Stumpf hineingepasst werden konnte (und das auch nur diagonal). Im Anschnitt zeigte sich dann ein appetitliches Schneckennudelmuster – bravo! Ich sehe es übrigens nicht ohne Besorgnis, dass der WDR seit einigen Wochen ein, wie es heißt, Ökosystem, um diese herrliche Sendung, ein Klassiker seit über dreißig Jahren immerhin, drumherumbaut. Vorher, was da zuvor immer lief, weiß ich gar nicht, kommen jetzt auf jeden Fall immer die Cocktailtipps eines Barkeepers. Seit neuestem werden die auch noch durchmischt oder aufgelockert mit zwei kochenden Frauen, die in Schürzen ohne viel drunter Rosenkohl kneten und alles lecker finden. Als Fan und Kenner von Martina und Moritz finde ich dieses Umfeld herabwürdigend. Wahrscheinlich will man sie aus dem samstäglichen Vorabendprogramm gentrifizieren.

Der Kuchen musste dann über Nacht eingefroren werden. Kam mir abstrus vor, hat aber funktioniert. Er ist außen extrem knusprig, im Anschnitt zeigt er sich von innen grün. Die Farbe bekommt er von dem erwähnterweise schwer zu beschaffenden Pistazienmark. Schmeckt tatsächlich so genial, wie von den Gästen des Barbary behauptet wurde. Musste allerdings sofort mit Leberwurstbroten gegensteuern.

Schade, dass die Amseln um diese Zeit im Jahr verstummen. Geräusche machen nun vor allem die Blaumeisen. Eine, ich kenne sie nun schon im zweiten Jahr – zumindest bilde ich es mir ein, dass es dieselbe ist, die im vergangenen Winter an mein Schlafzimmerfenster geklopft hatte, empört, weil ich keine Meisenknödel zur Verfügung gestellt hatte –, hüpft gerne ins zentrale Gelenk der Äste des Kirschbaumes, wo sie noch von den Blättern verborgen sitzen kann, um minutenlang vor sich hinzuschimpfen. Mit einer Stimme, die nicht etwa blau klingt, sondern silbern.