1.10.2019

Geweckt vom gewaltigen Rauschen. Zunächst dachte ich, noch halb im Traum, die Fenster stünden offen. Dann später kam ein exotisches Zwitschern dazu, vielstimmig und durcheinander. Schaute erst auf die App, dann hinter den Vorhang: tatsächlich. Stare sammelten sich in den Bäumen und probten den Flug als Formation in meinem Hinterhof. Operation Steilkurve. Stehende Welle. Liegende Acht.

Mittags rasch in den Park, wo ich seit kurzem ein Wiesenstück kenne, aus dem Champignons spriessen. Das Wetter ist ideal — warm und mit morgendlichem Regen. Doch wo ich gestern geerntet hatte, war noch nichts nachgewachsen. Befolgte die Handkesche Regel und suchte unabsichtlich weiter, woraufhin ich bald schon aus dem Augenwinkel heraus (wie aus der Hüfte geschossen) fündig wurde. Aber wie!

Nachmittags dann in Kreuzberg, mittlerweile rauschte es wieder. Mein Gesprächspartner hatte eine funkelnde Espressomaschine, aber der von ihm daraus selbstgezapfte Kaffee stimmte ihn nachdenklich. Auch nach dem dritten Tässchen blieb er dabei: So wie heute war der noch nie. Sonst ist er anders.

Da war meine Gelegenheit gekommen, auf den Luftdruck zu verweisen. Denn der hing ja jetzt schon seit zwei Tagen weit unter 950 Hektopascal fest. Und wie man als Gast bei Ralf Rüller von ganz allein lernt, hat der Luftdruck einen wesentlichen Einfluss auf die Qualität von Kaffee aus funkelnden Maschinen. Ja, es ist sogar so, dass es in den von Ralf Rüller betriebenen Cafés jeweils ein Barometer gibt, von dessen Display die Barista vor jedem Mahlgang den Wert des Luftdrucks abzulesen haben, um daraufhin den Mahlgrad der Bohne adäquat justieren zu können. Ob aber Barista und Barometer ethymologisch Punktpunktpunkt

«Also müsste ich jetzt den Mahlgrad verändern», sagte mein Gastgeber.

Seitdem Arno Schmidt tot ist, finde ich niemanden, der so oft Recht hat wie ich.