1.1.2020

Neujahrsbrunch im Café Laumer. Das Licht draussen war besonders schön, der Himmel von einer schönen Bläue, die uns seidig vorkam. Friederike meinte, das käme vom Feinstaub. Es wird wohl ein erstaunlich grosser Teil der alljährlichen Menge von den Knallern und Raketen in der Silvesternacht verursacht. In Australien ist eine Feuersäule entstanden, angeblich viele Kilometer hoch. So hoch jedenfalls, dass sie ihr eigenes Wetter erzeugt. Vögel fallen tot vom Himmel.

Ich stelle mir vor, bloss eines der Hochhäuser draussen wäre aus solchem Feuer. Und das dann noch um ein vielfaches höher — nein, ich kann es mir nicht vorstellen. Bis zu dem kleinen Flugzeug und seinem Kondensstreifen hinauf. Bleibt man dann stehen «wie gelähmt»? Wie der Hase im Auge der Schlange. Im Angesicht der Feuersäule. Fällt man tot um, bevor man an der Säule verbrennt?

Wie irritierend ein Kunstwerk wirken kann: Im Laumers pflegen sie die Unsitte, ausgewählten Künstlern das Ausstellen ihrer Gemälde in den Gasträumen zu gewähren. Da hing, seitdem ich dort hingehe, noch nie auch nur ein einziges auch nur erträgliches Bild. Die aktuelle Hängung ist aber pervers. Gezeigt werden die Leinwände eines Kubaners. Er arbeitet auf weissem Grund, und setzt darauf dann realistische Formen aus detailliert mit dem Kamelhaarpinsel gemalten, winzigen Baumkronen in leuchtenden Grüntönen zusammen — also beispielsweise die Konturen des Gesichtes von Marylin Monroe. Oder die Silhouette der Frankfurter Skyline, die, auf einem Silbertablett stehend, von einem schnaubenden Bullen durch die Wolken getragen wird. Ein Bild hat den Titel Die Schuhe von Adam und Eva.

Lässt sich nicht ignorieren. Einfach zu schlecht.