13.11.2019

Die denkbar schönsten Herbsttage liegen hinter uns. Fuhr am Samstagabend nach Leipzig, über Dessau, und freute mich schon auf diese mir bis dato unbekannte Strecke durchs Land, bis mir freilich kurz vor der Abfahrt klar wurde, dass es dann ja längst dunkel geworden würde. Im Zugabteil sassen verblüffend viele Menschen, aber die verloren sich dann zügig an den wenigen Haltestellen hinter Potsdam. Kaum war die anhaltinische Grenze überfahren war man beinhahe schon intim unter sich. Eindrucksvoll, wie dann gleich nach dem Versickern der Agglomeration ein leeres Land sich breitet. Kaum dass ich mal ein paar Lichtlein sah, die auf eine menschliche Siedlung hindeuteten. Das Telefon zeigte sehr schwachen, streckenweise überhaupt gar keinen Empfang mehr an.

In Dessau selbst hatte, um kurz nach halb sieben, die Bahnhofsgastronomie schon die Läden dicht gemacht. Ich trat auf den Vorplatz, dort leuchteten rote Buchstaben in die Nacht über der «Bauhausstadt»: Orion und Spielhalle. Zu Essen leider nichts.

Wie ganz anders, wie prächtig das hohe Gewölbe des Bahnhofs von Leipzig. Am nächsten Morgen wurden wir von blauem Himmel geweckt. Im Park das honigfarbene Laub an den Bäumen. Picknickszenen am Ufer der Elster. Warum hier um das Entscheidende schöner gebaut und restauriert wurde und wird als in Berlin, werde ich mir beizeiten von einem, der sich auskennt, erklären lassen. Das Haus der Base, das sie sich mit ihrer Frau in einem Hinterhof aus einem Stall hat ausbauen lassen, ist herrlich geworden. So müsste man wohnen — können? dürfen? Endlich auch mal wieder ein Garten, in dem ich am Montag mit Rebecca einen völlig verbumfeiten Apfelbaum aufs rechte Mass zurückführen konnte. Schneidenderweise (Gewaltig wird des Schlossers Kraft/ Wenn er mit dem Hebel schafft).

Dergestalt beherzt konnte ich dann gestern endlich zur Tat schreiten. Trat — Augen zu, und durch — über die Schwelle des Saturn und liess mir ein neues iPad aushändigen. Setzte mich damit, standesgemäss, in die benachbarte Filiale von Starbucks und lud den gesamten Inhalt des in Berlin liegengelassenen iPads hierher in das neue herunter. Die Seelenwanderung dauerte weniger als eine Stunde lang.

So merke ich jetzt kaum einen Unterschied. Es ist halt etwas kleiner, was aber nicht störend wirkt. Nur noch der Regen hat kleinere Hände als ich.