13.3.2020

Abends stiegen wir ins Auto, mein Vater fuhr uns nach Tiefenbronn. Ich schaute aus meinem Fenster. Die Sonne war eben erst untergegangen, ich schaute den schönsten Abendhimmel. Gerahmt vom dunklen Saum der Wälder, dahinter hoch und weit ein leuchtend warmes Grau, in dem sich Tusche kräuselte. Das Radio blieb ausgeschaltet, der Wagen flog dahin. In der Schwärze war die Autobahn zu sehen, ein weit gespannter Draht, besteckt mit lauter Leuchtdioden. Das ist der Fortschritt, seitdem ich hier aufgewachsen bin: Es ist alles viel besser beleuchtet.

Wir aßen in der Sonne. Die Wirtschaft hatte ich einst in Vanity Fair empfohlen — insbesonders wegen des herausragenden Schweinskoteletts. Eine Farbkopie meines Artikels hing viele Jahre im Eingangsbereich. Neulich wurde renoviert, jetzt hängen an dieser Stelle hübsche Motivkacheln, die zu dem schönen Scraffito auf der Husse des Kaminofens passen, das eine Tanne zeigt, ein Reh und eben den goldgelben Stern.

Später dann, bei der Fahrt heim durch die Wälder, funkelten aus dem Dickicht am Strassenrand die Reflektorwesten und Stirnlampen der Umweltaktivisten, die zur Zeit eimerweise Kröten einsammeln und über die Straßen tragen (damit die nicht überfahren werden. Meine Mutter erzählte von Schottland, wie dort an jedem Morgen die Straße gepflastert war von überfahrenen Hasen; und dass die Schotten dazu «Road Pizza» sagen.)

Mein Vater ist noch immer der Fahrer, dem ich blind vertraue.