13.4.2019

Dass heute der 13. April ist scheint mir insofern bedeutend, dass ich, dabei schon auf dem Weg zum Flughafen, noch einen letzten, eigentlich den ersten Blick auf mein Flugticket warf, um festzustellen: Aha, Du fliegst ja erst morgen. Seit ich meine Armbanduhr mit den Hosen bei 1400 Umdrehungen in der Waschmaschine geschleudert (und zuvor gewaschen) habe, hat sich ihre Gangungenauigkeit von +3 Minuten vollständig gegeben; allerdings hinkt nun ihre Datumsanzeige. Man kann halt immer nur eines haben.

In Sternhagen Gut ging der Blick von Dächern ungehindert frei nach allen drei Seiten hinaus in die Weite, bis es selbst dort nicht mehr weiterging. Am Horizont zeigten sich gestern früh noch über dem Waldsaum strahlend weiß heraufquellende Wolken aus der Ferne, worüber der alles überspannende Himmel längst dunkelgrau war. Das Weiße leuchtete mir als das Künftige der Alpen ein, als die Schweiz.

Wenige Tage nur (auf dem Papier), aber nun liegt auf meinem Fensterbrett ein kleines Nest, das wir im Unterholz des Seeufers gefunden hatten, wo es herabgeweht ward. Die eingetiefte Sitzfläche ist so groß wie ein Fünfmarkstück—also für Rotkehlchen? Auf dem gleichen Gang erspähten wir ein Schneckengehäuse von dieser Größe, das man sonst, auch als Schneckenhaussucher, noch nie gefunden hat. Es hat die Form eines Posthornes, wahrscheinlich heißt die dazugehörige (längst verblichene Schnecke) auch Posthornschnecke—aber seit dem Wikipedia-Streik schaue ich so gut wie nichts mehr nach, weil ich mich davon nicht mehr abhängig machen will. Hier also liegt das Schneckenfossil in einem verwaisten Nest.

Interessanterweise zwitschert und jubiliert es ja hier in der Stadt sehr viel mehr und auch vielgestalter, als dort auf dem flachen Land. Dafür lebten wir dort umgeben von Katzen, die es hier hauptsächlich auf Fotokopien gibt, weil andauernd eine vermißt wird (derzeit, hier im Viertel: Findus, Fiete und natürlich noch immer Mützle, wobei wir in deren Fall kaum noch Hoffnung aufbringen können.)

Beim kurzen Gang durch den Schloßpark gestern konnte ich zeigen: zwei Blässhühner auf ihren Nestern, zwei Fischreiher auf Habacht, wie eingefroren, ein Eichhörnchen, die brütende Storchenhenne, unzählige Amselhähne beim Kopfsprung ins Erdreich, einen Buntspecht, einen Biber.

Aber auf dem Land begegneten wir insgesamt nur vier Menschen. Dafür schauten uns, oft durch die Zäune hindurch, überall Tiere an. Wenn ich abends die Augen zumachte, sah ich dort im Augengrau nicht bloß die Sonnenstäubchen, sondern mittig zentriert zwei dunkel glänzende Sphären, die wie ein Summarum der Blicke von Kühen und Schafen, von Katzen und sonstnochwas waren.