13.7.

Im Treppenhaus des Ullstein-Verlages hängt eine Galerie der Autoren, sie windet sich, der Beschaffenheit des Treppenhauses gemäß, spiralförmig den darüberliegenden Geschossen entgegen und dort oben, weil es keine Lichthöfe mehr gibt, ist es dunkel. Zu Anfang der Reihe, ganz unten, wo Licht aus dem umgebenden Garten durch das salathafte Laub von den Hortensien dringt, hängt ein Portrait von Gerhart Hauptmann. Ich blieb davor ein paar Augenblicke lang stehen. Wie der aussah! Eingefangen in einer späten Periode mit sowohl zerzaustem Backenbart als auch von imaginären Windstößen aufgewühlter Frisur (beides blendend auf einer Schwarzweißfotografie), bekleidet in einer Art von Talar mit breiter Kröse, der ihm, dem Dichter der Weber, dem Schöpfer des Alten Hilse, der mit geweiteten Augen etwas außerhalb des Bildes mit seinem nackten Blick zu zähmen scheint, etwas Mythisches schenkt. Kein Wunder, dachte ich, dass, wer solche Figuren um sich wusste, auf Sätze kam, die mit Wendelin beginnen und im gleichen Atemzug darauf: Tamtam.

Ein Thema übrigens, auf das ich mit Oskar Roehler in der ein paar Stockwerke über dem Bildnis Gerhart Hauptmanns eingerichteten Interviewsuite des Verlages zu sprechen kam. Es wurde, sowieso, ein angenehmes Gespräch. Animiert, wie man zu Hauptmanns Zeiten wohl geschrieben hätte. Was gar nicht mal unbedingt bloß am Titel seines Buches lag, das auf einem kleinen Tisch, der zwischen unseren tiefen Sesseln stand, aufgebaut war, sodass ich mich, was ursprünglich so nicht geplant gewesen war von mir, mit Bezug auf dieses zwischen uns aufgestellte Buch und dessen herrlichen Titel, zu meinem Aufnahmegerät, der Olympussy, hinlehnen konnte, um Satzanfänge wie »In ihrer Selbstverfickung schreiben Sie«, oder »In der Selbstverfickung geht es ja«, aber auch »Selbstverfickung — das ist doch« dort hineinzusprechen.

Anfänglich noch zu jeder halben Stunde, nach zweimaligem Abwinken roehlerseits dann in weiteren Abständen, öffnete eine Betreuerin des Verlages die Tür, um an das Verstreichen der Zeit zu gemahnen. Den zwischen uns ebenfalls aufgestellten Snackteller rührten wir beide kaum an. Ich hatte dafür einen guten Grund. Denn an den Abenden und Morgen zuvor hatte ich aufgrund einer anstehenden Reise sämtliche leicht verderblichen Nahrungsmittel aus meinem Kühlschrank noch aufessen wollen. Wie Peter Handke es einst in seinem Tagebuch schrieb: »Kindergeburtstag. Ich esse die Reste nicht aus Hunger, sondern um aufzuräumen«.