14.8.2019

Im Schlaf geträumt, ich wäre Dichter. Ich sah mir selbst beim dichten zu. Das Gedicht, das dort entstand, gefiel mir gleich von Anfang an und ich fand, es wurde auch nicht schlechter. Nachdem ich die letzte Zeile aufgenommen hatte, beschloss ich aufzuwachen, um es zu notieren. Licht machte ich keines an, ich wollte danach weiterschlafen, schrieb im Dunkeln in möglichst weit voneinander abgesetzten Zeilen auf den Tisch. Danach legte ich mich wieder zu Bett.

Dieses Gedicht war auf mich zu gekommen auf jene Weise, die Tschaikowsky in einem Brief an Nadeshda von Meck beschreibt: «Die Erleuchtung ist ein Gast, der nicht immer auf den ersten Ruf erscheint. Arbeiten aber muss man immer, und ein richtiger, rechtschaffener Künstler ist gar nicht imstande, mit müssigen Händen dazusitzen unter dem Vorwand, er sei zum Schaffen eben nicht aufgelegt. Wartet man auf Stimmung und versucht nicht, ihr entgegenzugehen, so kann man leicht in Faulheit und Stumpfheit versinken.»

Wobei Wenzel Storch zum Beispiel, so geht die Legende, die Erleuchtung seiner Bildsprache während eines LSD-Rausches empfangen haben will. Was wiederum nur wenige wundern mag; am allerwenigsten jedoch diejenigen, die noch niemals LSD probiert haben. Stellt sich mir die Frage, ob eine drogeninduzierte Erleuchtung noch eine solche ist; also beispielsweise, wenn zwei im Drogenrausch sich als füreinander bestimmt erkennen: Ist das dann trotz des Rauschzustandes noch Erkenntnis? Oder sind all diese Begriffe wie Erkenntnis und Erleuchtung nur dann zulässig, wenn kein Bewusstseinsdoping vorgenommen wurde? Ist die Erkenntnis der Bestimmung doch bloss vermeintlich; wahre Liebe nur geträumt? Wobei gerade Verliebtheit selbst schon als Psychedelikum wirkt. Es demnach kaum jemals nüchterne Geister gegeben haben wird; beziehungsweise: wann—im Zwischendurch, dem Antichambre des Abklingens und Vorglühens? Gibt ja zahlreiche Künstler, die dazu geraten haben, dass man sich zur Konzeption eines Werkes durchaus unter Einfluss setzen könnte, allerdings bekäme das Werkstück dann erst in der Ausführung seinen entscheidenden Drall.

Als ich heute früh meine traumwandlerischen Zeilen entziffert hatte, fand ich das Ergebnis immerhin noch ordentlich:

Coolness ist ein schlimmes Wort

Die meisten jagt man damit fort

Mich nicht, mich kann man damit locken

Mit coolen Leuten zusammenhocken

Für mich so schön, fast wie Musik

Zum Hocken braucht es bloss noch Lieder

Die, wie es heisst, zur Verfügung stehen müssen

Dabei um uns schwebend,

Setzt Euch!

Lasst Euch nieder