15.7.

Ich verstehe nicht ganz, weshalb so viele mit dem Sommerwetter unzufrieden sind. Jedenfalls höre und lese ich viel davon. Gestern in den Fernsehnachrichten, Programm habe ich vergessen, sagte der Wettervorhersager abschließend: »Die Hoffnung auf einen beständigen, auf einen sauberen Sommer bliebt weiterhin bestehen.«

Sauberer Sommer – ich finde ja, seit ich in Berlin lebe, ist das nun der beste Sommer seit jeher (und das nicht, weil es der erste Sommer im ersten Jahr meiner eigenen Zeitrechnung ist). An den Sommer diesen Jahres kommt nur noch der Sommer des Jahres 1996 heran, vielleicht war es auch 1997, jedenfalls waren das drei Monate allerdurchgängigst heißen kalifornischen Wetters mit warmen Winden wie aus Föhnen von überall her. Ja, auch von unten!!! Und nachts konnte, wer überhaupt musste, nur der und der auch nur dann schlafen, wenn er sich über die Schlafzimmertür ein nasses Bettlaken gehängt. So spricht die Erinnerung. Wahrscheinlich zur Hälfte gelogen (den Rest heillos übertrieben). Reicht aber immer noch.

Wenn ich jetzt gerade aus dem Fenster schaue, dann wedelt dort elastisch ein Zweig des Kirschbaumes mit all seinen Blättern vor einem mittelgrauen Hintergrund. Sieht aus wie ein Wingsuit. Und das spezielle Grün des Kirschblütenlaubes kommt vor diesem Grau sehr schön zur Geltung; als eine andere Schönheit, dieses Grün, wie dann vor dem Ideal, dem sauberen Sommerhimmelshintergrund, eines karibischen Blaus. Möbel aus Kirschholz sehen besonders hübsch aus vor Wänden, die in einem Grau gestrichen wurden, das ein paar Nuancen nur dunkler ausfällt als dieses des schmutzigen Sommers. Man gibt diesem Grau, bei Farrow & Ball gibt es das fertig in Eimern und es heißt dann bekanntlich Elephants Breath, ein paar wenige Tropfen Kirschrot hinzu, um das Grau weicher, tröstlicher, Kirschholzfreundlicher und in der Weltwahrnehmung des Wetterfröschleins schmutziger abzumischen.

Inherent Vices: chocolate melts, eggs break, winter comes.