15.9.2020

Den letzten Nachmittag im Fructidor verbrachte ich abermals auf der Place Tel Aviv. Dort wehte ein sanfte Brise, ich las in einem Stück von Pierre-Sylvain Maréchal. Bald nahm neben mir jene Frau Platz, die ich noch aus der Zeit vor der Entfernung des Zaunes kannte. Sie tauchte dort, am Rande des umzäunten Platzes unregelmäßig, doch stets in wechselnder Begleitung auf. Offenbar befand sie sich auf der Suche nach einem Mann. Oftmals bekam ich etwas mit von den daraufhin stattfindenden Bewerbungsgesprächen. Der Kandidat heute sprach bezeichnenderweise mit schwäbischem Zungenschlag. Auch peinlicherweise, für mich, denn es handelte sich um einen extrem ungepflegten Mann, kaum noch Vorderzähne, Lederhut, grauer Zwergenbart. Liechtenstein nach dem Säureregen. Was sie sagte, davon verstand er bloß die Hälfte. Aber das war auch schon bei vielen anderen ihrer Kandidaten der Fall gewesen. Dafür redete er umso mehr. «Im Grunde genommen sind wir keine Rassisten».
Ein friedlicher Ort.