16.3.

Nikola Duric schickt eine Nachricht aus Kroatien: Das Mineralwasser, auf dessen Name er einst nicht gekommen war, heißt Radenska. Es stammt aus Slowenien und die Blasen darin sind wohl tatsächlich, wie er es mir damals beschrieben hatte, »ballongroß«. An dem Nachmittag hatte es zum ersten Mal ein paar Stunden Tageslicht gegeben, wir saßen vor dem Café in der Sonne und in der Zeitung war ein hübsches Bild von winzigen Röhren, die auf dem Meeresgrund entdeckt worden waren. Die Röhren, die durch ein Unterwassermikroskop aufgenommen (und wahrscheinlich auch entdeckt) worden waren, hatten sich anscheinend aus einem eisenhaltigen Mineral gebildet. Auf der rotgrundigen Abbildung war deutlich zu erkennen gewesen, wie es aus den Mündungen nur so herausperlte. In der Bildunterschrift wurde die Vermutung der Wissenschaftler zitiert, dass es sich bei der unterseeischen Mineralquelle um den Ursprung des Lebens an sich handeln könnte (der demzufolge im doppelten Sinne ein sprudelnder war).

Ich hatte Nikola, seine Abreise nach Kroatien stand da kurz bevor, von meinem Lehrgang bei Meister Majica erzählt, der mir das Rezept seiner Familie für Ćevapčići gelehrt hatte. Die geheime Zutat bestand in einem Schub Mineralwasser im Fleischteig, der tatsächlich eine Verfeinerung in dessen Konsistenz ergab. Duric bestätigte das, aber irgendwie schien es ihm auch egal zu sein. Das neue Buch von Zaza Burchuladze hatte er auch noch nicht gelesen. Der war zwar Georgier, aber es ging darin nach einigen etwas ratlos machenden Seiten, auf denen er sich mit Berlin an sich beschäftigt, um die Ursprünge von Tiflis, der Stadt in Georgien, die um eine Mineralwasserquelle errichtet worden war. So auch die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba, die bei den unterdrückten Oromo im Land noch immer Finnfine heißt, was »Heiße Quelle« bedeutet, während das von den Unterdrückern verwendete Addis Abeba aus dem Amharischen übersetzt »Neue Blüte« heißt. Interessant, wie die beiden um Deutungshoheit fechtenden Namen der Hauptstadt übereinandergelegt ein schillerndes Emblem für das Leben an sich ergeben. Im Garten des Hilton dort, aber das nur am Rande, gibt es einen Swimming Pool in Form eines Christenkreuzes, der sich wie von selbst mit dem warmen Wasser aus dieser unerschöpflichen Mineralwasserquelle füllt. Sie gibt, Tiflis bedeutet übrigens auch etwas ähnliches wie Finnfine, ein etwa 40 Grad heißes Wasser von sich, reicht also, thermisch gesprochen, in tiefere Schichten der Erdkruste hinab (beziehungsweise entspringt sie dort).

»Das kroatische Jamnica sei auch nicht schlecht«, schreibt Nikola. Und ich erinnere mich an Michael Hoffmann, den genialen Koch und dabei zwangsläufig auch an Ingo Sperling, seinen Maître d’, der tatsächlich ein lustiger Vogel war. In Hoffmanns Restaurant am Pariser Platz gab es ein Gelee aus Badoit, meinem liebsten Mineralwasser. Herr Hoffmann hatte eine Methode entwickelt, das Mineralwasser gelieren zu lassen, sodass die Blasen darin, die nicht ballongroß waren, aber ideal fühlbar, im neuen Aggregatzustand des Badoit erhalten blieben. Es war so eine Art Luftschokolade, bloß halt elastisch und mit Mineralwassergeschmack.