16.7.

Im Traum wurde mir das Innenleben des Außenbordmotors erklärt. Weiterführend auch unter anderem, wie ich ihn dergestalt manipuliere, dass ich aus den fünf PS spürbar mehr Leistung herausholen könnte. Dieser Kurs wurde ohne Worte abgehalten, jedenfalls konnte ich mich nach dem Erwachen an keine erinnern. Dafür aber noch lebhaft, im Wortsinn, an eine animierte Explosionsdarstellung des Apparats, gezeichnet in goldenen Linien vor Schwarz. Jemand, den ich nur von seinem Profilbild auf Twitter her kenne, war mir im Traum begegnet und ich hatte ihn nach der Vertrauenswürdigkeit dieser Darstellung befragt. Und er meinte: »sehr«.

Also wartete ich ab, bis der Regen – an etwas anderes, Arbeit zum Beispiel, war ohnehin nicht zu denken, da meine Nachbarn eine dreitägige Veranstaltung namens Empfindlichkeiten auch bei anhaltendem Regen durchzuziehen gedachten. Die Lesebühne, auf der allerdings mehr musiziert denn gelesen werden würde, war schräg rechts vor meinem Balkon aufgestellt. Momentan lief dort – no pun intended – Reggae. Ich packte meine Schraubenzieher und ging barfuß durch den Regen hinunter zum Steg.

Die Drehzahl des Motors wird über einen Handgriff geregelt, der zugleich den Richtungswechsel steuert. Das Gasgeben funktioniert durch ein Aufdrehen des Griffes, den man während des Fahrens an einer geriffelten Manschette aus Gummi umfasst hält. Dieser Multifunktionsgriff enthält einen simplen Apparat aus einer Welle (die mir gleich zu Anfang mal mitten auf dem See gebrochen war), die unter der Gummimanschette mit der Hülse des Griffes verschraubt wird, einer waagerecht aufgesetzten Spule an deren Ende, um deren einzige Windung der Bowdenzug geführt wird, der den Vergaser reguliert. In meinem Traum war es mir eingeleuchtet worden, dass ich den Bowdenzug in der entgegengesetzten Richtung um diese Spule legen müsste. Dann stünde diese Verbindung zum Vergaser von vorneherin unter strammem Zug. Infolgedessen würde der Zugweg verkürzt und nach obenhin, also zum sogenannten Vollgas, würden ein paar wenige, dafür entscheidende Zentimeter mehr an Spielraum eingeräumt, um den Motor höher drehen zu lassen, als es ihm bislang, an der laschen Leine erlaubt.

Die Welle ist mit fünf Schrauben befestigt, von der mir eine prompt ins Wasser: plimps!, aber egal. Das Führen des Bowdenzugs in die nicht vorgesehene Richtung gestaltete sich schwieriger als gedacht. Die Schwaneneltern hatten ihre mittlerweile beinahe schon ausgewachsene, aber noch immer im grauen Jugendkleid umherfahrende Brut in die Bucht geleitet, und nun umlagerten sie flottenhaft das Heck meines im Flachen dümpelnden Bootes, in dem ich, mittlerweile in Schweiß geraten, zu den Klängen von I Will Survive und all den anderen Gay Classics an meinem Bowdenzug herumfummelte.

Warum bloß fand ich das geil? Jacques Lacan würde sagen: »Weil du nie ein Mofa hattest«.

Stimmt freilich. Tragischerweise hatten mein Vater und ich kurz vor meinem 14. Geburtstag einen mittelschweren Motorradunfall mit seiner letzten Maschine, einer Triumph, der mich beinahe (sic) mein rechtes Bein gekostet hatte. Daraufhin hatte meine Mutter ein Machtwort gesprochen hinsichtlich: In diesem Haus kommt kein Zweirad mehr in die Garage.

Aber Herumschrauben, wie es heißt, Öl an den Fingern – gestern holte ich eine wesentliche Etappe meiner Mannswerdung nach. Also jedenfalls in nuce. Und was soll ich sagen: Ilse ist jetzt mindestens doppelt so laut. Und nicht nur das, es fährt auch noch buttriger, die Angler staunten (bildete ich mir zumindest ein). Die Schwanenmutter fauchte bedrohlich.