17.7.2020

In einem Kästchen mit der Aufschrift «Zu Verschenken», in denen man, so war ich es in Berlin gewohnt, den Plunder auf die Straße stellt, fand ich heute ein kleines, von Hand mit feinem Pinsel bemaltes Pferd aus Holz, das ich einschob und auf den Namen Paula taufte. Aß danach zum zweiten Frühstück bis zu den letzten Zipfeln alle Wurst aus dem Paket von einer Stuttgarter Metzgerei, das die erste Lieferung war eines Wurstabonnements, mit dem Friederike mir zum Geburtstag eine Freude gemacht hat —unbotmäßig! Was Wurst angeht, so kann mir ihr Genuß gar nicht zart und geniessend genug vonstatten gehen; da bin ich gegensätzlich veranlagt zu Franz Kafka, der Ende Oktober 1911 in seinem Tagebuch vermerkte «Sehe ich eine Wurst, die ein Zettel als eine alte harte Hauswurst anzeigt, beiße ich in meiner Einbildung mit ganzem Gebiss hinein und schlucke rasch, regelmäßig und rücksichtslos, wie eine Maschine.»
Bei mir hingegen ist jeder Wurstgenuss, selbst der imaginäre, von zärtlichen Gefühlen getragen; wenn nicht: geprägt.