1.8.2020

Gestern kam — heiß ersehnt natürlich: die Markise. Zwei Männer, wie Kurt Kusenberg sie sich in seinen Möbelpackerszenen auch nicht besser ausdenken konnte, schraubten das Ungetüm mir nichts, dir nichts an die Wand, als hätten sie ein Leben lang nichts anderes gemacht. Hatten sie wahrscheinlich auch nicht. Die Handwerker sprechen hier oft noch ein sehr schönes Hessisch, wie man es sonst nirgendwo mehr hört in der Stadt. Die Markise hat grüne Streifen und seitdem ist unser Licht wie verzaubert. Sogar die Wespen sind ganz sanft, wenn sie in den Schutzraum einfliegen. Lange Zeit hatten wir annehmen müssen, wir wären mit diesem Montageauftrag einem Rodomonteur aufgesessen, doch am Ende hat es sich gefügt. An «Paris Texas» war da freilich nicht mehr zu denken — zu sandig! Den kannte ich zwar schon, wollte ihn aber unbedingt noch einmal schauen, wegen der Szene im Flauschpullover — once more with feeling, wie es heißt. Heute wird es ja auch wieder Abend werden.

Als Belohnung ihrer Sanftheit haben wir den Wespen ein Bad eingerichtet in einer chinesischen Schüssel, in der Mitte liegt ein Stein als Badeinsel. Wird angenommen! Ob freudig, bleibt fraglich, die tragen ja von Haus aus eine Art Sonnenbrillen.