18.7.

Aufgewacht mit dem Buch von Sue Hubbell im Schoß; im Sitzen eingeschlafen (kein Wunder bei solch idyllischer Lektüre). Ideen ohne Reflexion: ich schaute auf auf den schattigen Streifen am Rande des Hochbeetes, durch Cotoneasterbüschen vor Wind geschützt und dachte »Bienen« (Gesichtsausdruck freundlich gesinnt, verträumt, also leicht dümmlich) Punktpunktpunkt – dann endlich war auch mein Verstand aus der Mittagspause zurück und sagte klipp und klar: auf gar keinen Fall.

Ob es wohl stimmt, dass kurz vor dem ionischen Aufstand in der Zeit um 500 v. Chr. der Tyrann von Milet bei den Spartanern um Waffenhilfe werben wollte, indem er ihnen eine Landkarte, philosophisches Modell genannt, zum Geschenk machte, die er sich von Anaximander hatte anfertigen lassen. Laut Herodot waren darauf sämtliche Kontinente und Meere in ihren Größenverhältnissen zueinander und den Zusammenhängen zu sehen. Die Heeresführer der Spartaner besahen sich die Größe ihres Stadtstaates und sie konnten nun zum ersten Mal die Ausmaße des persischen Reiches begreifen, gegen die sie gerade noch in den Krieg zu ziehen gedacht hatten. Und darauf lehnten sie ab.

So berichtet es Gerhard Nebel, berichtet Peter Sloterdijk. Da frage ich mich – andererseits genügt die Anekdote mir, ob sie nun stimmt oder nicht, auch so und an sich als philosophisches Modell.

Und ob es wohl stimmt, dass es um diese Zeit und noch früher auf dem Olymp einen Orakelhain gab, den derjenige betrat, der das Rauschen des Windes in den Blättern der Hainbuchen wie ein Flüstern verstehen wollte. Und dass, wie Peter Handke behauptet, diese Blätter an den Hainbuchen allesamt einzeln vergoldet waren. Sodass dieses Flüstern sachte klirrte und kraspelte wie von einer Stimme nicht von dieser Welt?