18.7.2020

Sebastian schickt ein Foto, er ist auf einem (parkenden) Rennrad zu sehen, daneben ragt ein Straßenschild ins Bild «Platz der Arbeiterinnen». Eine Momentaufnahme von einem Platz in der sogenannten Neuen Mitte Altona (NMA). Das hätten wir, beide Anfang der siebziger Jahre geboren, nicht gedacht: Dass Deutschland noch einmal zu einem derart heiteren Ort werden dürfte. Unsere neunziger Jahre in Hamburg waren also lediglich ein Vorgeschmack — Heute, im Reich von Maß und Mitte, ist Links für Alle wahrgeworden. Damals war Lachen freilich noch verboten, sonst gab es Haue von den K-Gruppen aus der Roten Flora (die wollten die Frauen diskriminierende Hygieneindustrie mit Naturschwämmchen bomben).

Aber es gibt noch viel zu tun! Auf dem Weg zum Wochenmarkt las ich fassungslos, dass Haftbefehl sich selbst ins Bein geschossen haben soll (allerdings aus Versehen wohl, es ist ihm, der zazaisch-kurdische Wurzeln hat, wohl am Donnerstag auf der B-Ebene passiert). Da fiel mein suchender Blick auf die Speisekarte eines Frittenstandes auf der Zeil, der noch geschlossen hatte — egal, ich hatte schon angefangen, zu lesen: stand da etwa «Zigeunersauce»? Selbiges Thema hatten wir neulich schon einmal beim Grillen mit meinen Eltern, auch dort stand Zigeunersace (allerdings physisch, in einem Fläschle auf dem Tisch). Dort jetzt auf der Speisekarte war die sogenannte nur eine von insgesamt drei Variationen des Themas Sauce, mit der man sich die Fritten noch angenehmer machen lassen konnte. Was mich verblüffte, war die der Z-Sauce zugeordnete Flagge, es war die der kommunistischen Republik Kuba. Ein Fehldruck — in dem Zusammenhang wohl eher eine Fehlfarb‘ — war ganz auszuschliessen, denn neben der Bolognese-Sauce prangte die italienische Trikolore (die ja ursprünglich die mexikanische, aber lassen wir das…). Da fiel mir auf, dass es sich bei diesem Frittenstand um ein sogenanntes Franchise eines US-amerikanischen Lizenzgebers handelte. Und dort, in den Vereinigten Staaten, wird eine stückig geschmorte, würzig abgeschmeckte Sauce aus Zwiebeln und Paprika als «Cuban» bezeichnet. Das sagt freilich dem deutschen Gaumen wenig bis nichts. Ob dann aber nicht einfach die Flagge der Roma, die es ja durchaus gibt, der als Zigeunersauce eingedeutschten Kubanischen zuzuordnen wäre? Ist freilich auch nur unzureichend bekannt, das Flaggenmotiv der Roma. Es gibt es noch nicht einmal in der Flaggensammlung der Emoji — Wahrscheinlich kommt das aber noch. Wobei, das hatte ich vor zwei Jahren auch schon einmal behauptet.