18.9.2020

Die Amseln sind zurück aus ihren Waldferien. Neulich, bei den Eltern hat mich schon eine Henne aus ihrem Versteck im Lorbeergebüsch sanft geschimpft, vermutlich weil ich mich zu lange in der Nähe ihrer Wohnung im Kornelkirschenstrauch aufhielt. Sehen ließ sie sich dabei nie über die Tage. Aber heute früh sprang hier ein Hahn auf unseren Weg. Ganz makellos geschwärzt nach der Mauser. Auf Glanz poliert. Der Schnabel makellos, blitzsauber orange, wie ich es mir als Bild in Erinnerung behalten hatte.
Wir kamen vom Frühstück. Endlich war Gelegenheit, Friederike den Tel-Aviv-Platz zu zeigen. Dass sie in schaute. In all seiner Pracht. Ich spürte eine kleine Nervenanspannung, gerade so, als müsste ich ihr etwas von höherer Bedeutung präsentieren und sie wäre darin befugt, mich durch diese Präsentation zu beurteilen. Eine Frau, von Kopf bis zu den Füßen in schwarzen Ciffon gehüllt, auch das gesamte Gesicht, schob einen Kinderwagen vorüber. Eine derart komplette Verschleierung der Person hatte ich zuvor noch nicht einmal in Zürich gesehen. Eine Frau wie ein Schatten. Wie die Seelenesser in einer Rowling-Verfilmung.
Und daraufhin, später: die Amsel. Anmutig. Alle Vögel sind kostbar, aber dieser ist mir am kostbarsten.