19.4.

Gestern Mittag, wir saßen im Restaurant des Main Tower und schauten dort aus den Fenstern, wurden wir plötzlich von Schneeflocken umweht. Wir konnten, man sitzt dort auf beinahe 200 Metern Höhe zwar hinter Glas, aber doch wie im Freien, weit ins Land bis hinter den Stadtrand Frankfurts schauen. Dort, wo es aus den Meilern des Kernkraftwerkes dampfte, schien schon wieder die Sonne aufs Grün. Und die dunkle Wolke, die wohl noch über uns hing, aber man sah ganz deutlich den Saum ihres Schattens, der über Sachsenhausen hinweg gezogen wurde: Sie hatte den Schnee mit sich gebracht – jedenfalls war der hier oben in den höheren und kälteren Schichten als Schnee noch in Flockenform angekommen, ob es weiter unten, die Stadt erschien noch von den Osterfeiertagen wie leergepustet, dann geschneit oder doch eher geregnet hatte – um das noch erkennen zu können, dafür wiederum saßen wir zu weit von der Erdoberfläche enthoben.

Nachts dann geträumt, bunt und wild, nicht gerade von allem, aber beinahe von allem. Müsste ich aufzählen, was noch gefehlt hatte, würde das aber vermutlich doch lange Zeit in Anspruch nehmen. Eben gerade so geträumt, wie ich immer nur dann träume, wenn; und tatsächlich war es dann heute früh kurz nach halb acht auch soweit. Zunächst kam ein Windstoß. Den hörte ich nicht, aber ich konnte es trotzdem fühlen. Durch die geschlossenen Fenster hindurch. Als minimale Verstörung des molekularen Gefüges. Und noch lange Zeit später schwebten dicke weiße Flocken unter scheckigem Himmel herum. Wie ich noch einmal hinsah, war schon alles wie neblig, das Licht so grau und trübe: Es schneit.