19.8.2019

Am Nachmittag mit Buch im Park, auf der Suche nach einem Platz im Schatten. Schön warm, die Laune steigt, nachdem es gestern beinahe den ganzen Tag lang geregnet hatte. Wovon die App, die sonst doch alles weiss, nichts gewusst hatte. Der Luftdruck, bekanntlich vom stationären Barometer abgelesen, war erstmalig auf unter Tausend Hektopascal gefallen. Einer meiner Theorien nach, nämlich der traurigen Wissenschaft von meiner durch Schlechtwetter niedergedrückten Laune besagt, dass ich mich speziell beim Blick aus dem Fenster auf ein unablässig regnendes Draussenbild an meine Jahre als Kind erinnert sehe, wenn ich eigentlich etwas anderes mir vorgenommen hatte, etwas draussen, an der frischen Luft, aber dann fing es zu regnen an und egal wie intensiv ich aus dem Fenster starrte, das Regnen liess sich nicht wegmagnetisieren, es hörte einfach nicht auf.

So ähnlich. Ausserdem wird es jetzt ja an beinahe jedem Tag noch früher dunkel. Gestern brauchte ich um kurz nach acht schon künstliches Licht. Meine Überlegung, dass ich mir für die kalte Jahreszeit die Beschäftigung mit Bundesligaspielen antrainieren könnte, musste ich nach wenigen Anläufen verwerfen. Ich habe es in 42 Jahren nicht geschafft, mich für Fussball zu interessieren. Es wird einfach nichts mehr. Aber Frankfurt besiegt Hoffenheim 1:0 und, etwas closer to home: das Eichhörnchen die Tauben. Jetzt macht es manchmal Geräusche bei der Arbeit. Wenn es aufwippend in einem Zweig gelandet ist. Ein gutturales Zwitschern, ein Knacken, ganz allein vor sich. Bestimmt ist es schwanger.

Im Feuilleton stand heute in der Kritik eines Hörbuchs zum Thema Alkohol der wahre Satz, dass es für Heroin im Grunde keine öffentliche Genusskultur gibt (verglichen mit der für Bier). Seltsamerweise empfinde ich Heroin vor allem als Schlechtwetterdroge. Jedenfalls nicht als sommerlich. Bier hingegen als jahresrund.

Rainald Goetz, am 31.10.1998: «Im Grunde geht es um Heiterkeit». Kurz darauf stirbt Niklas Luhmann und das Dramolett mit dem Matratzenkauf nimmt, wie es heisst: seinen Lauf. «Sie reisst das Plastik auf, und ich vertiefe mich in den Neugeruch der Latexmatratze. Leider bin ich kein Gummifetischist.»