2.10.2019

Schön war, im Nachhinein betrachtet, dass in genau dem Moment, da ich gestern vom Kottbusser Tor aus heim fahren wollte, der U-Bahn-Verkehr ausfiel. Ich fühlte mich ohnehin wie ein gedünstetes Salatblatt und hatte von daher schon mit dem Gedanken gespielt, ein paar Stationen weit zu Fuss zu gehen. Es regnete ja nicht mehr.

Ist übrigens nicht so, dass dann alle auf die überall bereit liegenden Roller um- oder aufsteigen. Die blieben liegen und stehen. Wahrscheinlich ist das eher ein Saisongefährt. Stattdessen kamen wie bestellt die Busse in schneller Folge. War dann auch mal wieder ganz schön, sich durch die dunkle Stadt fahren zu lassen (ganz oben, ganz vorne). Am Anhalter Bahnhof sassen auf meiner Höhe noch Redakteure in leuchtenden Waben. Dachte: Sässest du da jetzt auch gern?

Ist Unentschieden nicht das gleiche wie Jein? Daheim rächte sich jedenfalls der Kaffee. Wir hatten ja Versuchsreihen veranstalten müssen, um das Luftdruckproblem experimentell zu lösen. Lag nutzlos herum, todmüde, aber schlief und schlief nicht ein. Die sympathische Wohngemeinschaft mit Kiffterrasse von Gegenüber parlierte ins laue Nachtlüftle, sodass ich mich schon wieder auf dem Rückweg in den Sommer wähnte. Dann endlich die ersten Tropfen. Aus nordöstlicher Richtung herangeweht. Das konnte ich hören, weil sie auf die Zinkbleche vor den Fenstern klopften. Gerade noch hatte ich mir die Bilder von der Chanel-Modenschau im Grand Palais angeschaut, die dieses Mal in einer Kulisse von Dachlandschaften, der Toits de Paris abgehalten ward. Dies Bild noch vor Augen, die Blechtropfenmusik in den Ohren, ich glaube: Ja, so schlief ich ein.