2.11.2020

Seidiger Tag, den ich beinahe verpasst hätte. Als ich um kurz nach 16 Uhr vom Schirm aufschaute, flitterte von fern ein Baum mit gelbem Laub. Und ich ließ mich ermutigen von Friederikes Appell. Draußen gab es 20 Grad und glockenklare Luft. Drüben hatte sich eine Taube abgelöst vom Fensterbrett: klang wie zerbrechend Styropor. Ich hatte mir alles viel leerer vorgestellt. Die Leute standen jetzt halt einfach so auf dem Platz herum mit ihren vielen Kindern. Und Brezeln to go. Das Repertoire scheint begrenzt, nicht jeder will sich gleich einen vierbeinigen Lockdown-Kumpel kaufen, aber was anscheinend auch immer geht ist Kicken, Bolzen, Fußballspiel. Und Saufen (in eigens mitgebrachten Liegstühlen, dem Wasserhäuschen gegenüber in der Sonn‘). Menschen ohne Bälle, ohne Kinder, ohne Flaschen oder Hunde sah ich keine. Ich kam mir beinahe selbst schon vor wie ein Polizist.

Der Abglanz der untergehenden Sonne zauberte Umbra-Töne an Fassaden, wo ansonsten keine sind.