22.11.2020

Im großen Christstollentest der Sonntagszeitung gewinnt der aus dem Café Schafheutle in Heidelberg. Ein Café also, das ich bis heute bloß aus Büchern kannte. Hermann Lenz schreibt, dass er dort als Student der Kunstgeschichte Zeit verbracht hat. Im Buch selbst allerdings erfährt das sein Leser nicht direkt, sondern über den Umweg einer Schwester, die davon wiederum in einem unveröffentlichten Manuskript liest. Eventuell gab es dieses Manuskript sogar, dann war es wahrscheinlich das Manuskript zu jenem Buch, Andere Tage, in dem die Schwester Margret als in einem unveröffentlichten Manuskript ihres Bruders Eugen Rapp lesend beschrieben wird. Auch nicht unwahrscheinlich, dass die Figur der Schwester nicht vollständig fiktiv ist, der Blick in ihr lesendes Bewußtsein ist es allerdings. Das Café Schafheutle hingegen, das ich bis heute für einen Einfall des Autoren gehalten hatte — zumindest den Namen dieses Cafés —, gibt es also wirklich. Noch immer. Das Café hat eine Website, auf der auch besagter Christstollen abgebildet ist, der übrigens vom Patissieur des Hotel Adlon mit einer glatten Eins ausgezeichnet wurde. Ein Käpsele von einem Stollen. Davon steht auf im Webshop des Café Schafheutle natürlich nichts. Hinfahren lohnt sich für mich auch nicht, obwohl Heidelberg nah wäre. Eine Scheibe vom Stollen bestellen, im Café Schafheutle den Sonntag verträumen, das wäre jetzt ganz nach meinem Geschmack.