22.12.

Das Spätwerk Mark Rothkos lässt sich ganz ordentlich mit Bügelperlen rekonstruieren. Jedenfalls beschloß ich dann nach einigen Stunden mikroskopischer Bastelei, dass es ganz ordentlich geworden sei. Gerade wenn man zur Detailverliebtheit neigt, besteht beim Arbeiten mit Bügelperlen die Gefahr, sich zu verpuzzeln (dabei hatte ich die Abmessungen des Originals von 2,3 Metern mal 1,75 Meter bereits im Maßstab 3:1 geändert, schließlich musste ich es ja noch einwickeln und dann vor allem noch mit der Bundesbahn transportieren).

Heute früh besah ich mir das Ganze dann noch einmal und war leider nicht ergriffen. Das, was an den Gemälden Rothkos reizend ist, das Brummen der Farbfelder, geht bei der Übersetzung in das Medium der Bügelperlen anscheinend kaputt. Was aber wohl nichts mit der Verkleinerung des Formats oder der Abbildung einer Abbildung zu tun haben wird (ich habe selbstverständlich nicht von einem Original abgebastelt, ich kenne leider niemanden, der einen Rothko besitzt), weil die Postkarten mit Abbildungen aus dem Spätwerk Mark Rothkos brummen auch. An den Bügelperlen an sich kann es kaum liegen. Wenn Kinder mir Reklame von Ingeborg Bachmann darbringen, aufsagenderweise, ergreift mich das auch. Oder die Mondscheinsonate auf dem Klavier. Aber ob sie dann selbst davon gerührt werden? Ich kann mich leider so gar nicht mehr daran erinnern, wie das war (unzählige Auftritte in Schultheaterstücken, Gedichtvorträge vor der ganzen Klasse, Referate und das Stellen der Frage »Willst du mir mir gehen«: Es wird alles gelöscht).