22.8.

Perfekte Fahrt durch ein von abendlichem Sonnenlicht gestreicheltes Hessen. Die Natur befindet sich jetzt im Zustand kurz nach dem Höhepunkt. Noch nicht müd’, aber schon maximal durchblutet; das Abschwellen und Einschrumpfen steht jetzt bevor.

Insbesondere mal ein paar Tage in Fulda zu verbringen, wäre vielleicht schön (weil dort über dem Papierwerk die Silhouetten von größeren Vögeln aufgeflogen waren). In Kassel eher nicht. In Göttingen war ich schon, da würde sich nie wieder etwas verändern. Eine komische Strecke. Wenn auch nicht unschön. Um das Millenium herum, als ich für kurze Zeit in München lebte, hatte ich regelmäßig in Göttingen zu tun und Martin Fengel, der mir damals als Fotograf zur Seite stand, schickte mir an einem dieser Wochenenden eine SMS, in der stand »Blöde Strecke, dauernd Tunnel«. Und das war noch in der Zeit vor richtigem Internet und 4G. Aber es ist heute, da uns dies alles zur Verfügung steht, noch immer genau so. Eine Platte der Merricks hatten wir gerade jetzt am Sonntag nach dem Straßenfest wieder und wieder gehört. Friederike hatte die Scheibe im Netz bestellt, nachdem ich ihr vor ein paar Wochen von dem Knüllerhit »Einmal im Leben« erzählt hatte und dass ich die Merricks so gerne mal wieder hören würde generell. Und dann war dieses Lied auf der bestellten Platte noch nicht einmal drauf!!! Und an der Künstlerpersönlichkeit Martin Fengels, der bei den Merricks Klarinette spielte und, wie ich glaube, auch Susaphon, entzündete sich unsere Diskussion, ob es nun besser war, ganz viele Talente zu haben, oder doch lieber nur eins, auf das man sich dann zwangsläufig zu konzentrieren hätte.

Note: Ein Mann kommt rein und wie er erfährt, dass er in Hannover nicht umsteigen kann, bekreuzigt er sich.

Im weiteren Verlauf der Nacht wurde der Zug dann noch umgeleitet aufgrund »von Beeinträchtigungen durch Vandalismus«. Interessanterweise hielten wir dann länger noch in Magdeburg. Als ich daheim am See angelangt war, spürte ich die Feuchtigkeit in der Luft. Es roch nach Herbst.