2.3.2019

Erwacht war ich unter silbrigem Himmel, vor dem als Schattenrisse Möwen kreisten. Man hatte mich inzwischen nach Hamburg gebracht.

Die Türe zum Old Commercial Room stand offen, wobei die Küche noch geschlossen war. Der Chef näherte sich mit einer mächtigen Kanne, die zur Hälfte mit einer grünen Flüssigkeit gefüllt war, die duftete. Die stellte er vor sich auf den kleinen Tisch im Alkoven, über dem in Buchstaben aus Messing »Künstlertisch« geschrieben war. Sein Hund, ein zierlicher Mops mit langem Kinnbart und schräg herausquellenden Augen, rollte sich nach kurzem Umherblicken wieder ein. Tschah, so war das damals mit Fichte, so war es mit Jäcki, als am Gänsemarkt noch die Palette, als: Der Labskaus noch nicht mit Kartoffeln (zerstampft), sondern mit eingeweichtem Schiffszwieback zubereitet ward. Ein Problem heute, so der Chef am Künstlertisch: es gibt keinen Schiffszwieback mehr. Ein Versuch mit handelsüblichem Zwieback scheiterte »Der ist pappsüß.«

Zweites Problem: Von fünf Kilogramm tiefgefrorenem Spinat besteht die Ware dieses Lieferanten aus zwei Kilogramm Wasser (in der Kanne auf dem Künstlertisch vor ihm) »Die muß ich mitzahlen.«

Abends mit Sebastian im Vienna. Ich aß ein Herz (vom Kalb.) Die U-Bahnstation »Jean-Luc Godard«, brandneu in der Hafencity, auf die er mich hingewiesen hatte ist gigantisch breit und menschenleer. Sie reicht bis tief in den Grund hinunter. Und je tiefer ich stieg, desto lauter wurde das Geräusch eines Sprudelns und Gurgelns von Wasser. Das kam vom Band und wurde durch unsichtbar angebrachte Lautsprecher in den leeren Raum um mich herum abgestrahlt. Der Luftdruck sank über Nacht um knappe zehn Hektopascal auf 1009.8. Morgen soll es—regnen.