23.3.2019

Die Stunde zwischen halb zwei und halb vier in der Nacht, ich wache dann häufig auf und kann nicht mehr einschlafen, gebe den Versuch also bald auf und versuche das Beste daraus zu machen. Am geöffneten Fenster sitzend lausche ich dem Klang dieser Stunde: kein Rauschen, es ist viel weniger, es gibt kein Wort dafür; der Klang ist so wie die Musik, die bei dem Musikverlag A Strangely Isolated Place seit Jahren auf sehr schön ausschauende Platten in farbiges Vinyl gepresst wird (und die Hüllen sind ebenso.)

Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Mein Schneuzen sticht heraus.

Bis auf diesen Klang der Welt, der seine Stunde hat—zu jeder anderen am Tag, beispielsweise, wüßte ich sofort, es ist etwas Furchtbares geschehen—, regt sich nichts. Abgesehen, im Wortsinne, von dem automatischen Lichtlein an der Fassade des gegenüberliegenden Gebäudes, das sich arhythmisch ein und dann wieder ausschaltet, weil der darin eingebaute Sensor auf das wenigste zu reagieren scheint, vielleicht sogar auf Wind, auf dessen Hauch?, gibt es dort draußen jetzt keine Regung. Keine Nachtmaschine vor dem Bild des Mondes, kein Sonnenaufgangsbegrüßungslied eines Vogels. Die Tauben sitzen zum Greifen nah in dem blattlosen Baum vor meinem Fenster; hingegossen als nachtschwarze Kleckse. Ganz selten nur ertönt für kurz ein Martinshorn.

Um diese Stunde auf den Straßen ist die Stadt vollkommen menschenleer (bis auf die Autos.) Man fürchtet sich nicht. Sollte aber wahrscheinlich.

Als ich bei meinen Eltern war, schlief ich so lange und so ununterbrochen wie sonst kaum. Meine Mutter meinte, das liegt an der Stille des Landes. Ich sagte »Weil die Familie zusammen ist.«

In New York City schlafen sie jetzt unter Schwerkraftsdecken. In die Steppdecken sind in deren Quadratstaschen winzige Glasperlen eingenäht. Der Schläfer wählt die Füllung nach seinem Körpergewicht. Bis zu 15% davon sind angeraten für ein Schlafgefühl, als ob er von jemandem umarmt würde. Raving revues. Ursprünglich stammt das Prinzip einer lastenden Zudecke aus der Psychiatrie.