23.9.2019

Ganz selten habe ich in der Natur ein Vorbild für ein Kunstwerk entdecken können. Gestern aber, nach dem letzten Eis in diesem Jahr, setzte ich mich vor das Café hin, das ich einst vertuschend benannt hatte als «Creamcheese», dabei heisst es in Wahrheit «Savigny».

Still standen die Bäume an den Rändern der Strasse. Wie Dekoration. Am Ende der Strasse das gelbe Feld. Wie bei Proust. Wie neulich bei Gudrun auch, die eben dieses Bild genau mit dem gelben Fleck am Reihenhaus von Vermeer (als Reproduktion) im Badezimmer hängen hatte (gerahmt). Und so gelblich auch wie der Himmel bei Segantini, von dem mir Friederike eine Karte schickte mit seinem Arvenzweig. Beinahe abstrakt: Ich wusste erst gar nicht, wie rum ich die aufhängen sollte (wie im Witzfilm). Bloss war halt jetzt, ab 18 Uhr 15 etc der Anblick der Strasse zu einer Aufhänganweisung (muss dringend mal eine Galeristin fragen, wie sich der TT nennt) geworden. Dort, wo bei Segantini das Blau der Berge durchblinzelt, war hier das Pflaster der Pestalozzistrasse. Darüber der friedliche Himmel. Dazwischen: Robinienzweig.

Danach, als es dunkel geworden war, ging ich ins Kino (das reimt sich auf Tarrantino)—Warum auch nicht. Trotzdem muss ich sagen, auch wenn mich das alt machen sollte: Es war langweilig. Zudem ich noch nicht einmal einen filmhaften Flow erfahren durfte; das dreistündige Spektakel erschien mir mehr als eine Aneinanderreihung von Sketchen (die ich aber jetzt nicht gross lustig fand). Friederike, die den Streifen ja sehr gut fand, wollte ich fragen, ob sie das ohne Brad Pitt auch so befunden hätte. Glaube nicht. Brad Pitt rettet diesen Schwachmatenfilm nämlich.

Am nächsten Morgen, heute: schönster Himmel mit wolkenfarbenden Tupfen auf Blau. Die mittleren zwei Stunden seines Filmes hatte ich da schon vergessen.

«And the closer I get, the less of me there is/

Yeah,the older I grow/

the more of me is gone»