24.2.

Vor zwei Monaten, in zehn Monaten. Der Sturm braucht knapp fünf Stunden, um seine Front aus der Mitte in den Nordosten des Landes zu verlagern. Dem Sturm selbst ist das natürlich alles egal. Um Mitternacht lese ich auf Twitter noch vom Zugverkehr im Rheinland, dem das auch alles egal ist, aber der trotzdem ausfällt. Um kurz nach fünf wache ich auf. An der Zimmerdecke bewegt sich in einem Viereck aus Licht der Schatten eines Astes hin und her wie ein Zeiger. Das Geräusch des Sturmes ist mehr Rieseln als Rauschen. Als ob in den Wänden jemand aus vielen Händen etwas innerhalb der Wände rieseln lässt. Ins Bodenlose – oder es dauert halt unendlich lange, bis die unendlich vielen Kugeln aus den unendlich vielen Händen losgelassen unten angekommen sind.

Ich schlafe noch einmal ein. Im Traum wird mir der neue Fünfhunderteuroschein gezeigt. Zwei aufeinandergelegte Handkuppeln öffnen sich wie die Schalenhälften einer Walnuss. Der Schein ist winzig, er passt in die untere Handhälfte hinein, ohne überzustehen. Von den Farben her ist er blockhaft gestaltet mit geometrischen Feldern in Rostbraun, Karminrot und Ocker. Darüber liegen wie verstreut, oder auf das Design gefallen, drei schwarze Balken, von denen einer in einem Winkel von 60 Grad abgeknickt wurde. Der Wert, 500 Euro, ist in Grün aufgedruckt und wird zu einem Teil von einem Schenkel des schwarzen Balkens abgedeckt. Ich weiß da alles noch, als ich aufwache und die Erinnerung schärft sogar noch nach. Bemerkenswert erscheint mir nun, dass auch die Form des Geldscheins geändert wurde – von der verringerten Größe abgesehen: Die Form ist den Flaggensymbolen der Emojis angepasst. Der Schein wirkt belebt, so als wehte er oder würde von den zahlenden Fingern ins Flattern gebracht. Ich weiß selten derart viele Details zu erinnern von meinen Träumen. Vor allem Farben verblassen geschwind.

Im ersten Licht sehe ich die Scheiben von Tropfen bedeckt, sie leuchten. Der Sturm ist durch die Ritzen der Fensterrahmen hindurch in den Raum eingedrungen, ich spüre den kalten Hauch an meiner Schulter. Das Windgeräusch kommt in Wellen, es hört sich jetzt tatsächlich wie Brandung an aus der Entfernung, dabei ist es ganz nah. Die Äste des Baumes links im Bild schwanken hin und her, langsam, was ich mit gutmütig verwechsle. Ich träume also von Geld.