25.1.

Heute um 13 Uhr 50 ist es soweit, dann sind die 24 Tage um, der Merkur scheint sich dann wieder auf den Planeten Erde zuzubewegen und der schädliche Einfluss des Retrograde-Phänomens – zumindest behauptet das Kate bei mynameiskate.ca – verschwindet sofort. Kate sagt, wer sensibel ist, spüre es schon kurz nach zwei. Ich bin gespannt.

Kosmische Kräfte scheinen mir auch mitverantwortlich bei der Gestaltung meines heutigen Nachtschlafes. Eine Präzisierung tut not, da ich gestern auch in den Tagstunden extrem viel geschlafen habe. Pünktlich zum Ende des Merkurrückzuges lief nämlich meine Probezeit für den Premiumzugang von Zattoo.com aus. Da ich das Angebot so gut wie gar nicht genutzt hatte, fühlte ich mich schlecht. Verschwendung aller Art lehne ich grundsätzlich ab, also verbrachte ich den ganzen Sonntag damit, das Premiumangebot – es war so langweilig. Gut fand ich, dass ich davon andauernd müde wurde. Und zwar in regelmäßigen Wellen. Ich schlief alle dreiviertel Stunden ein und wachte nach circa einer halben wieder auf. Warme Mahlzeiten schwächten noch zusätzlich, also griff ich auch dort, und das hemmungslos, zu.

Bedauerlich, dass es kaum Produktinnovationen mehr zu geben scheint. Dafür, dass ich zum ersten Mal seit dem vergangenen August (da zog Merkur sich Anfang September zurück) ferngesehen habe, kam mir einzig dieser potthässliche Empfängniscomputer neuartig vor. Ich bereue es im Nachhinein total, dass ich nicht mitgeschrieben habe, aber der Slogan war so ähnlich wie »schöner empfangen«, also auf jeden Fall etwas mit schöner. Allerdings sieht das Gerät selbst derart pädagogisch aus – mit gummierten blauen Griffschalen, wie ein Klumpen von Oral B, auf dass er uns ja nicht und niemals aus der Hand rutschen möge und womöglich auf den K ü c h e n f u ß b o d e n, oder auf den im Bad, schließlich befindet sich doch eine Harnprobe im Gehäuse! Gut, aber davon abgesehen – rätselhaft auch, weshalb der in den neunziger Jahren populäre Empfängnisverhütungscomputer Persona*, der um so vieles besser und somit auch dem Themenkreis angemessener aussah – ganz glatt und weiß glänzend – (und der unter seiner hübschen Schale wohl exakt den selben Chip enthielt), noch als Empfängnisverhütungscomputer beworben wurde und dieses pädagogisch gestaltete Nachfolgemodell als sein angebliches Gegenteil: einer Empfängnishilfe.

Aber davon abgesehen: Wo war beispielsweise der Spot für die Butterkekse von Leibniz in der Special Edition mit dem Aroma von Lemon-Cheesecake? Der für den Klassiker kam gestern mehrmals, da steigt so ein Twen zu einem Teenie auf den Rücksitz und während die Eltern vorne die Szene aus Finsterworld nachspielen, zeigt die Kamera auf dem Rücksitz, wie der Twen dem Teenie beim gemeinsamen Kekseknabbern ein Lächeln schenkt, weil er beim Biss in die knusprigen Zähnchen des Butterkekses einen Proustian rush genießt, der ihn sich selbst auf der Rückbank eines anderen Kombiwagens zu einer anderen Zeit, aber mit identischen Butterkeksen als Teenie erleben läßt. Ich hoffe, hoffe und hoffe doch sehr, dass es Notizbücher waren, in seinem riesigen Rucksack!!!

Diese Klage ließe sich fortsetzen, ich tue das nicht. Generell scheint die Innovationskraft der Menschheit, zumindest was Lebensmittel und Hygieneprodukte anbetrifft, an eine Grenze oder gläserne Decke zu stoßen, auf jeden Fall scheint sie, die Innovationskraft, endlich. Das sehe nicht nur ich so, das wird auch bei McSweeneys so beurteilt, wo vor ein paar Jahren noch mehrmals im Jahr die Review of New Food veröffentlicht werden konnte. Nun ist vor ein paar Tagen die erste Ausgabe für 2016 erschienen, Mercury in full swing sozusagen, und sie war echt lahm. Leider. Das mit den Gourmetsalzgurken: ja. Aber mittlerweile tut man sich offensichtlich sogar in den Vereinigten Staaten schwer, neue Snacks zu erfinden.

Bleiben, was TV anbelangt, halt noch Autos und Versicherungen. Interessiert mich beides nicht, siehe »Turn my Way« von New Order.

Geschlafen habe ich dann wie ein Leuchtturm. Also in stündlichen Intervallen ganz tief und schwarz, dann kurz, aber hellwach, dann wieder eingeschlafen, dann, nach einer Stunde, wieder wach (ich habe jeweils auf die Uhr gesehen), und immer so weiter und immer so fort, bis es endlich 5 Uhr 26 war.

* Mit dem gleichnamigen Film von Ingmar Bergman hat der Empfängnisverhütungscomputer nur den Namen, beziehungsweise dessen Titel, gemein. Aber den Film anzuschauen lohnt sich!