26.12.2019

Nachmittags Ausflug zur Schwanheimer Düne. Erstaunlich wenige Menschen in der schönen Landschaft, bei zudem frühlingshaftem Wetter. Man darf den Weg, der, wie durch ein Moor, über Bohlen geführt wird, nicht verlassen, weil wirklich alles links und rechterhand unter Naturschutz gestellt ist. Fühlte mich freilich trotzdem gelockt. Immens! Drei sehr schöne Eichen, die Äste von unten her eng gepackt wie Schubladen in Rokokokommoden. Dann wieder Kiefern, dunkel und duftend, da frisch beschnitten. Hagebuttensträucher hielten ihre roten Perlen mit langen Fingern gegens Licht. Und an dem Gatter, hinter dem die Schafe verharrten, hatte der Schäfer einen Aufruf zur Mithilfe angenagelt: «Zeugen gesucht!» Im Oktober sind ihm hier nächtens drei seiner Böcke von der Weide geholt worden. Die Bilder der Überwachungskamera zeigen, schwarzweiss, einen Mann von hinten, könnte jeder sein. Trägt ein T-Shirt, zum Beispiel. Haare nachtfarben, eventuell schwarz. Einer der entführten Böcke «mit imposantem Gehörn» wurde unweit vom Tatort geschlachtet. Wohl kaum spontan. Wer plant so etwas?

Zur Teestunde dann in die japanische Konditorei, ein kurioser Ort und derzeit mein liebster in der Stadt. So stelle ich, der ich noch nie in Japan war, das von Ian Buruma beschriebene Café Versailles im Tokio der siebziger Jahre vor (reichlich Trompe-L’Oeuil-Malereien an den Wänden (Faltenwürfe), Papierblüten, eine Laube aus synthetischen Kirschblütenzweigen, schimmernd lackierte Vogelhäuschen im Vorraum der Toiletten und ein Klavier, das von sich aus spielt)). Und die Torten sind erstklassig. Werde wohl noch Wochen brauchen, um mich durch das gesamte Sortiment probiert zu haben (herrliche Aussicht!) Heute ein Stück himbeerfarbene Chiffontorte und eine Scheibe von der Schwarzwälder-Kirsch-Rolle. Bin mir ziemlich sicher, dass die ihre Schlagsahne aus der Schweiz importieren. Mondän!