26.3.

Nachmittags in Neukölln gewesen, Anomalisa läuft im gesamten Stadtgebiet nur dort, im IL Kino, und dann noch in einem einzigen anderen (in Kreuzberg). An der Kasse traf ich Götz Offergeld. Das letzte Mal waren wir uns ebenfalls an einer Kasse begegnet, damals kaufte Götz einen Kaktus. Von daher fing es gut an. Auch der Kassiererin wegen, einer passiv-aggressiv kassierenden Italienerin, die weder Deutsch noch Englisch sprach und die von ihr zu kassierenden Eintrittspreise als Zahlenfolge auf ihrem großformatigen Taschenrechner anzeigte, wie ich es als dergestalten Brauch nur noch aus den wenigen noch verbliebenen Ländern mit autochthonen Landessprachen kannte. Ob das nun ein Reenactment sein sollte oder ein tatsächlicher Fall von mangelnder Bildung, war für mich nicht so klar zu ermitteln. Sollte ersteres zutreffen: Styling Suggerimento: Spesso avvolgere la tastiera della calcolatrice con un foglio, o avvolgere completamente, perché in quei paesi c’è anche ancora ultrastaubig*.

Götz nahm ein Tiramisu to go mit in den Saal und freute sich schon darauf sofort einzuschlafen. Schlafen kann er wohl nur im Kino. Dem Kaktus geht es aber gut.

Film leider megadeprimierend. Ich versuchte mich auf die Puppen und Modelle zu konzentrieren und das ging auch stellenweise, weil ja alles gebastelt ist in diesem Film und ich mich immer wieder beruhigenderweise fragen konnte, in welchem Maßstab da die gesamte Welt, vor allem die Innenräume des Hotels nachgebaut worden waren. Faszinierend fand ich die Proportionen der Handtücher und Bademäntel bezüglich der Puppen. Die Flauschigkeit trat in einem extremen Maße hervor, also auf die wirkliche Welt übertragen ungefähr wie Angora. Die Ausstattung insgesamt im besten Sinne in Details verliebt, also zugleich miniaturisiert und dabei wie unter einem Vergrößerungsglas. In der fürchterlichen Frühstücksszene, nach der desillusionierenden Sexszene, beispielsweise tragen die Liebespartner beide diese Bademäntel mit dem Logo des Hotels, einem aufgestickten F in einer Raute, das, wiederum auf unsere Realität übertragen, aus einem sechs Zentimeter dicken Stück Stoff bestünde.

Leider wird aber auch in solchen Dimensionen gesprochen und gehandelt. Also Bigger than Life and Twice as Ugly, wie Martin Fry einst sang. Wenn Filme träumen könnten, wäre Anomalisa der Albtraum von Lost in Translation. Hat mich nicht ganz so drastisch erwischt wie Victoria, aber trotzdem.

Ich hatte Dietmar Dath damals so verstanden, dass es sich um einen romantischen Film handeln würde. Nun stellte sich heraus, dass es unterschiedliche Auffassungen von Romantik gibt. Von einem Schisma kann und soll aber nicht die Rede sein, denn mit Dietmar Daths Haltung zu Zootopia, insbesondere seiner Haltung zur handelnden Häsin, gehe ich d’accord.

Zuhause musste ich zwei Stunden lang das Special zu den Geschlechtsunterschieden auf Welt der Wunder anschauen, um einschlafen zu können. Da ging es um echte Menschen, und es wurden die Erregungskurven von Baumarktkunden beim Betrachten von Druckluftreinigern und Nagelpistolen gemessen. Sie gingen freilich steil nach oben. Danach befragte man Frauen im Schuhgeschäft nach ihren Einkaufsgewohnheiten – sie waren extrem.

Kind of did it for me.

*(Styling-Tipp: Die Tastatur des Taschenrechners vielfach mit Folie umwickeln oder ganz darin einpacken, denn in solchen Ländern ist es zudem noch ultrastaubig.)