26.7.

Zum ersten Mal seit zwei Wochen das Grundstück verlassen. Und mir damit angeschaut, wie die sogenannte Welt dort draußen usw. Kaum saß ich dort – die Leute dort im kleinen Café waren ganz aufgeregt, man spricht jetzt von mehr als einhundert Litern Eiscreme, die sich täglich verkaufen lassen –, da kamen Heinrich und Willhelm. Und beide hatten ihr schlechtes Gewissen dabei, aber es war kein anderer Tisch mehr frei. So sieht es aus, wenn man als Mann keine Zähne mehr hat. Und ich spendierte ihnen das Lieblingsgetränk: zwei kleine Kaffee mit Milch und Zucker, und dachte mir: Na ja, dann konfrontiere ich sie im Gegenzug mit ihrer Situation und fragte: Na, wie ist das, wenn man in einer Gesellschaft lebt, die einen bloß noch wegstecken will; wenn man versteckt werden soll, weil es niemanden interessiert, wie das Leben zu Ende geht. Und das war s o interessant, weil insbesondere Willhelm mich dabei munter und auch streitlustig anschaute, und dann erzählte er mir eine Geschichte aus seinem Leben anno 1952 circa (er hatte bis zum Schluß mit seiner Mutter in Moabit zusammengewohnt). Und Heinrich, der ja immer als eine Art Pfleger oder Führer oder seines Bruders Hüter mit ihm auftritt, selbst aber auch nicht eben frischer wirkt, moderierte das Gespräch. Dann wurde es 17 Uhr und die beiden schauten geradezu panisch auf meine Armbanduhr und wollten sich eilig verabschieden. Heinrich: »Wir müssen los, jetzt gibt es Abendessen, da dürfen wir nicht zu spät kommen«. Und ich sagte: »Das kenne ich aus dem Krankenhaus. Um 6 muß man frühstücken, um 17 geht es ins Bett«. Und beide machten diese schälende Bewegung mit den Zungen in den ansonsten leeren Mundhöhlen. Und sagten unisono, und ohne Witz: »Geh ja nie in so ein Heim.« Und gingen.