27.11.

Im Feuilleton der Sonntagszeitung schreibt Andreas Kilb auf einer Seite über die Obstdiebin; er setzt, so habe ich das empfunden, das Buch ins Recht. Durch den Hinweis auf seine Natur, die Poesie. Ohne gleich Naturschutz beantragen zu wollen. Und doch, das ist der Beigeschmack, weil in den ersten Absätzen auf Botho Strauß, den anderen Solitär der deutschsprachigen Literatur verwiesen wird, geht es um aussterbende Künste – wie es im amerikanischen Filmdialogbuch heißen könnte »They don‘t make poets like this anymore.«

Wer ist sie? Die Verlagslandschaft. Sie kann solche Sonderformen nicht mehr hervortreiben. Dazu fehlt die Fantasie. Unternehmerische in dem Fall, aber auch dazu könnte die Poesie helfen. Der Briefwechsel Strauß/Krüger ist nicht veröffentlicht (und ich würde ihn vermutlich auch nicht lesen wollen; na ja, vermutlich aber doch!), der von Handke/Unseld steht abgedruckt in einem meiner allerliebsten Bücher The Making of a Poet by S.U.

Handke, der, ich weiß nicht mehr genau wo (in seiner auf einem Kartonstreifen, der der Obstdiebin beigelegt ist, angekündigten Gesamtausgabe in Leinen gebunden umfasst allein sein Werk der Poesie über 7000 Seiten, dazu noch 3000 Seiten Tagebuch), einmal geschrieben hat »Schreiben heißt auch wirtschaften« meinte damit freilich nicht, was mittlerweile üblich geworden ist in deutschen Verlagen und selbst in den Verlägchen: dass der Lektor als ein nach dem Vorbild dieser Funktion in den Werbeagenturen sogenannter Kontakter des Unternehmens Verlag oder Verlägchen auftritt, um mit dem als Unternehmer in Sachen Content auftretenden Autoren ein Geschäft anzubahnen. Das Wirtschaften, von Handke rein auf das Haushalten mit dem zu Erzählenden bezogen, hat nun selbst den Bereich der Poesie durchdrungen. Da muss »gemeinsam geschaut« werden, wie »man auf seine Kosten kommen kann«. Der Autor selbst wird dabei wie ein Patient betrachtet, der in einer Bringschuld ist und froh sein dürfte, wenn man ihm seine schwierig zu vermarktende Last zu gleichwelchen Konditionen endlich abnähme. Auch mit den Fragestellungen der sogenannten Vertreter des Buchhandels, dem Problem der schwer zu kalkulierenden Preise auf dem Papiermarkt, der postability und der instagramability, Lesungen auf VR, Kosten für Events hat er sich zu beschäftigen. Das ist nun alles zum Teil gemacht des Aufwands, den es kostet, das Reich der Poesie zu bewahren.

Nicht etwa zu beschirmen oder gar gießen. Weil Schreiben jetzt tatsächlich Wirtschaften bedeutet.