27.6.

Der zögerlichste Gratulant war demnach Eric, der Wirt vom «kleinen Café gegenüber» (im 49. Jahr darf/sollte man sich selbst zitieren). Da befand ich mich (innerhalb eines Zuges) in Tüttelstadt (oder so ähnlich), der ICE schlängelte sich hinauf in Richtung der Hauptstadt. We´re passing Glauchau. Ich kenne Menschen, die so heissen: Hallo, Alexander!

«Du hast drei Freunde», hatte Onkel in spe Elias mir aus dem Satz meines Kaffees gelesen. Nicht ohne mir dazu mitteilen zu wollen, dass er das Lesen aus gleichwelchen Kaffeesätzen für Bullshit hält. «Und Du hast bald auch sehr viel Geld.»

Es war halt Sonntag, Tag der Ruhe und der Entspannung, von daher sogar Tag der Ausgelassenheit. Selbst Elias, ansonsten von ausgesprochen zurückhaltendem Wesen, lässt hier an einem Sonntag die sogenannten Fünfe gerade sein und liest aus dem Kaffeesatz seiner Lieben. Unter der Woche gab er sich anders. Einmal, ich wollte nach einem langen Tag am heissen Strand vom Balkone aus die Aussicht auf den Friedhof von Haifa geniessen (in Ermangelung von Alternativen), hatte ich dort eine im Staub gelandete, weisse Taube entdeckt. Ich rief Onkel Elias herbei. Er schaute lange auf das Bild des kleinen weissen Vogels hin. 

Später, da sassen wir dann schon beim Essen und assen, fasste er das von uns beiden bezeugte Bild zusammen in einem Wort: «That was very unusual.»

Bislang hatte ich noch keinen Menschen kennenlernen dürfen, der «nur gut» sein wollte. Seither aber ist Elias zu meinem Vorbild geworden. Ich habe ein mir lieb gewordenes Bild von ihm auf meinem Telefon als Bildschirmhintergrund eingestellt. Dies Bild von Elias ist mir lieb. Ich betrachte es gern.

Es gibt eine gewisse Art des anweisenden Sprechens, im Grunde handelt es sich (sic) um einen Sprechakt, den ich vermisse. Im Flugzeug bat ich eine Frau, die, am Gang sitzend, mir den Weg zu meinem Mittelplatz versperrte: «I’m sorry…» 

Woraufhin sie, hinter einer Joan Didion-Brille verborgen sagte: «Don’t be sorry. Just sit!»

(Und ich dachte an meine Tante in spe, Kaffa, die mir beim Frühstück im Angesicht ihrer köstlich mit Thymian gratinierten Flachbrote zuraunte: «Take another one!» Woraufhin ich entgegnete «Thank you. But I already had three.»

Und Tante: «Why don´t you have four?»)

Irgendwo über Griechenland war dort vor dem Kabinenfenster eine einzige knallweisse Wolke, die sich aus dem Nichts draussen auftürmte, wie eine mittendrin angehaltene Explosion.