27.9.

Une semaine de bonté, und alle dem zugehörigen Titel, darunter auch Stargazer, fanden sich in Vladimirs Bücherregal. Kurz darauf aber, nachdem ich dies wunderbare Bücherregal gescannt hatte, traf Moritz von Uslar ein – als einziger jeune veilliard unter den nichtweiblichen Gästen, und so konnte sich ein herrlicher Abend entspinnen wie von mir gewünscht. Anlass war die Premiere der von Vladimir ersonnenen Kosmetiklinie, die nach dem bis dato etwas in Vergessenheit geratenen Afrikaforscher Heinrich Barth benannt ist (allenfalls die in der Nähe von Rutschbahn und Abaton-Kino gelegene Straße in Hamburg erinnert noch an diesen Mann, von dem Alexander Humboldt behauptete, that »he almost singlehandedly put Africa, the continent that is, on the map«).

Wir aßen Salami, ganz kurz wurde es uns so, als ob Markus jetzt direkt unter uns war, dabei war das Catering doch vom Restaurant Dóttir besorgt, das sich nach einer kurzen isländischen Phase mittlerweile in ein piemontesisches Pop-up verwandelt hat, wie jedermann weiß in Berlin. Mansplainend – einander freilich – beobachteten wir währenddessen, wie sich im Badezimmer ein eigens hierfür engagierter Pornodarsteller entkleidete, um zur Unterhaltung der Gäste ein Schaumbad mit dem Badezusatz von Heinrich Barth zu nehmen. Der geladene Influencer und Herrenmode-Blogger Fabian Hart aus Hamburg ließ sich von einem ursprünglich aus Korea stammenden Assistenten mit einem sehr großen Smartphone fotografieren, in diesem Badezimmer, während der Darsteller, von dem andere behaupteten, er sei von Beruf Tänzer, splitternackt in der mit Schaum gefüllten Wanne seinen ihm von den Veranstaltern des Abends zugedachten Platz einnahm. Der Assistant Fabian Harts machte diverse Aufnahmen und überreichte Fabian Hart daraufhin das Gerät. Hart selbst wischte sich routiniert durch den Flow, ließ eine ihm gelungen erscheinende Aufnahme auf dem Display sozusagen stehen und sagte: »Ich würde sagen, damit gehen wir dann raus.« Gesagt, getan, der Assistant formulierte den Hashtag und löste das Posting aus.

Wenig später entschied Moritz, es war ja schon reichlich spät, dass wir noch in die von ihm sogenannte Parisi fahren sollten. Dort tranken wir am Tresen stehend, gleich neben der Plakete, die an den leider verstorbenen Otto Sander erinnert, noch jeweils ein kleines Bier. Da war der heftige Wortwechsel mit dem Taxifahrer, ein schlimmer Bierkutscher ganz harziger Berliner Schule, bereits in Wohlgefallen aufgelöst. Auf dem Trottoir lagen schon überall die heruntergefallenen Lindenblätter herum.