27.9.2019

Im Augenblick der Gesundung, die Krankheit verlässt mich wie ein Bild das Atelier, sofort Demut: Wie wenig es braucht, dass ich mich beeinträchtigt fühle. Nicht mehr ganz da bis zu dem Grad, dass mir das Denken unmöglich wird, beziehungsweise, wie Friederike schreibt «Wenn ich nicht schreibe, geht es eigentlich». Und das allein durch Probleme mit der Atmung; noch nicht einmal Erstickungskrämpfe waren das gewesen, oder von diesen erschütternden Hustenanfällen, die unser Nachbar in Frankfurt aufführt, derentgegen die das von Thomas Mann beschriebene «kraftlose Wühlen im Brei organischer Zersetzung» anheimelnd klingt.

Gestern wagte ich dann mittags einen knappen Gang in den Park. Es hatte wie prophezeit kurz aufgehört zu regnen. Gehen ist wie Denken, scheint mit der Atmung zusammenhängend. In den Rabatten war der Blumenschmuck schon abgeräumt. Die Gärtner hockten im Kies und zupften eimerweise Unkraut. Man macht die Anlage winterfest.

Am Ufer über mir ein grelles Schreien, regelmässig—nichts zu sehen. Klang bedrohlich. Ein Blässhuhn machte Kopfbewegungen, die ich von seinesgleichen nicht kannte (und ich dachte schon, die machen mir nichts mehr vor). Wirkte, pantomimisch gelesen, alarmiert auf mich. Die App analysierte das Spektrum der Tonaufnahme als zugehörig eines Mäussebussards (buteo buteo: so freundlich klingt sein Schrei aber nicht). Prompt kam eine Lady des Weges mit einem Maltheser an der Leine. Die sollte sich vorsehen, das Hündchen käme dem Bussard gerade recht.

Die Lämmer hingegen, die mit den 50 erwachsenen Tieren rings um Charlottes Lustschlösschen den Rasen mähen durften, waren schon gross genug. Schöne Tiere, obwohl ich Schafe wie Ziegen nicht so sehr mag. Die Rasse nennt sich Gutschafe, stammt aus Schweden (das Gut bezieht sich wohl auf Gotland). Schickte meiner Mutter ein paar Aufnahmen, weil sie wiederum Schafe sehr gerne mag. Freude. Gerade noch rechtzeitig vor dem Ende der Schönwetterphase daheim.

Die Nacht hindurch Regen. Heute den ganzen Tag—warum eigentlich über? Kurz den Vorhang beiseite gezogen: Es gibt kein schöneren Anblick für mich als einen Amselhahn im bunten Laub, das glänzend und frisch abgewaschen ist.