28.10.2019

Dass man jetzt morgens schon Licht anzumachen braucht, um lesen zu können. Künstliches Licht, bezeichnenderweise. Mir kann es ja nie gedämpft genug sein. Die Waffen des Lichts? Nichts für mich. Ich glaube an Andy Warhol «I believe in low lights and trick mirrors». Für die korrekte Durchführung der Uhrenumstellung ist, brauchte nicht nachzuschauen, weil ich es ahnen konnte: der Verkehrsminister zuständig. Ich kann mich nicht erinnern, welchen Minister ich schon mal derart abstossend und verderbt fand. Glaube gar keinen. Ganz interessant ist freilich, dass das Verkehrsministerium seit seiner Gründung am häufigsten von allen umgezogen ist. Knapp dreissig Postanschriften mussten in die Annalen der bundesrepublikanischen Geschichte eingetragen werden. 99 % davon natürlich zu Bonn.

Wie dann ein Strahl vom Heute auf den alten Text fällt (von 1978): Kempowski, Seite 179 «‘Die Herrn vom Stalag in Stettin … Handke — ein ganz grosses Arschloch.‘» Wie dieser Name, der bei mir die meisten Jahre nur die allerschönsten Gefühle ausgelöst hatte, wenn ich ihn las (von Buchrücken, aber auch in den Zeitungen, auf Websites), in den vergangenen Wochen derart verhunzt und verpeopelt wurde, dass ich ihn jetzt noch nicht einmal mehr out of context grossartig finden kann, sondern kopfscheu werde, wie es bei ihm selbst heisst. Wirklich vergällt und gallenbitter könnte ich werden, wenn ich allein an all die abgebrochenen, halbgaren Diskussionen denke, die ich im Keim ersticken musste wie die alte Kindermagd. Kaum jemand satisfaktionsfähig. Und wenn dann graut mir vor dem blöden Ritual.

«Kalt wie auf einer Brandstätte». Weiter unten kommen dann auch noch «Jugoslawen mit prachtvollen Schnurrbärten. Martialische Gestalten.» Hör mir bloss auf!