28.4.2019

Die Konditoren und Chocolatiers von Zürich haben sich blitzschnell umgestellt. Schon am Dienstag nach dem langen Osterwochenende waren die Schaufenster freigeräumt von Hasen und Eiern, in den Supermärkten wurde die Fabrikware (nicht aber die Goldhasen!) als Occassion mit 50 % Rabatt angeboten. Eine Woche lang wurde mit zeitloser Ware interim dekoriert, jetzt geht eine neue Saisonware an den Start: Die Maikäferli. Es gibt sie aus Schokolade, gebacken, aus Baiser gespritzt et cetera wie gehabt. Aber auch aus Macarons, die mit angeklebten Schokoladenbeinchen und einem aufgespritzten Käfergesicht zu Käfern umdressiert werden. Zu irgendwelchen Käfern übrigens, denn im Gegensatz zum Hasen ist die Welt der Käfer vielgestalt. Und während beim Hasen allenfalls Körpergrösse und die Länge und Form der Ohren variiert vom Farbzwerg bishin zum Belgischen Riesen, ist beim Käfer aus Sicht des Taxonomen schier alles möglich. Das Käferfest im Mai scheint also nicht allein auf den braunen Maikäfer bezogen; es geht um alle Käfer, auch Marienkäfer natürlich, die ja, glaube ich, weltweit als herzig und lieb, also süss und somit mundend wahrgenommen werden.

Wohne und vor allem schlafe — das fiel mir gestern abend im Bett ein — derzeit seit langer Zeit wieder in einer Wohnung unter dem Dach. Das letzte Mal war das im Jahr 2000, in München. Seitdem haben nicht wenige Umzüge stattgefunden. Aber nie wieder direkt unters Dach. Dabei, fiel mir gestern ein, gibt es nichts Gemütlicheres; beinahe schon wie in einem Zelt. Von der Form des Gehäuses her, aber auch von seiner Natur, seinem Platz in der Welt: Nur noch das Dach zwischen mir und dem Himmel. Es regnete auf die Fensterscheiben in den Dachschrägen über mir. Von allen Seiten her wurde mir Zuspruch zuteil.