28.8.

Jeder Text bringt auf seiner Außenseite eine Schattenwelt zur Blüte, da mag es sich um Verdrängtes, um Unausgegorenes handeln, vielleicht sind es auch Versionen ex negativo, die während ich deren Gegenteil zu bannen suche, umso lebhafter auf ihre Existenz hinzuweisen sich verpflichtet finden. Mit den Mitteln des Kampfes um meine Erinnerung.

So wurde ich in meinem Traum in ein lichtes Labor entführt, das einer Sekte gehörte. Es handelte sich um Anhänger eines neuen Scaphismus, meinem Gefühl nach kultivierte Leute, doch wurden mir die Bilder des Traumes aus einer fixen Zentralperspektive heraus vorgeführt. Und so erkannte ich auch erst allmählich, denn dazu gab es keine weiterführenden Erklärungen, zu welchen Experimenten dieses Labor von jenen, die mich dorthin geführt hatten, gedacht war.

Es gab keine Boote. Jedenfalls nicht in der überlieferten Form. Die Probanden lagen nackt in perlmuttschimmernden Wannen, die mit einem subtrathaltigen Gel, einer fürsorglichen Nährlösung, die sie auch vor einem eventuellen Wundliegen schützen sollte, durchspült wurden. Der folternde Schmerz, die Qual, die einst auf primtive Weise durch das Gemisch aus Honig und Milch, durch die Hitze des Hochsommers und durch die Insektenschwärme beigebracht worden war, man hatte sie gänzlich in das Innere der Schädel verlegt.

»Wir induzieren ihnen auf dem Wege einer simplen Manipulation der Elektrochemie ihrer Gehirne einen unablässigen Liebeskummer. Dazu bedarf es, da wir lediglich die Reizwege anzapfen und gewissermaßen irritieren, noch nicht einmal eines in der Realität unerreichbaren Subjekts. Das Leiden dieser Probanden, das sie hier bezeugen, auch Frauen darunter – sie können nicht viel mehr noch als liegen –, ist dennoch so tiefgehend wie wahrhaftig zu empfinden. Dabei geht es, objektiv betrachtet, um nichts. Und dieses Nichts höhlt sie dennoch vollkommen aus.«

Noch mehr als eine Stunde des Transkribierens liegen heute noch vor mir. Ich bin gespannt, was sich dadurch auf der Schattenseite ergibt.