29.8.

Gestern Nachmittag bekam ich endlich ein für mich mittlerweile legendäres Exemplar der International New York Times vom 20./21. August 2016. Am Samstag war ich in Zürich und Jan teilte mir per SMS mit, ich solle mal diese Zeitung befühlen, da würde nun ein anderes Papier verwendet, es sei seidenzart. Aber sämtliche Ausgaben, es war da schon spät am Abend, die ich in den Läden auf der Landstraße befühlte, hatten das gewohnte Papier. Schließlich bat ich den fernen Freund, seine Ausgabe unbedingt aufzubewahren.

Eine wichtige Maßnahme. Vor allem, da sich die Annahme, es handele sich um eine Art haptischen Relaunch unter Beibehaltung der grafischen Formalien – ein für wenige Stunden mir als aufregend subtiles Konzept die Fantasie anregend –, sich bereits mit den darauffolgenden Alltagsausgaben als falsch erwiesen hatte. Die Zeitung erschien nun wieder auf dem gewohnten, etwas raueren Papier ohne jenen Schimmer, vor allem auch ohne dieses pergamenthafte Knistern, das ich nun gestern zum ersten Mal mit eigenen Ohren genießen durfte. Es war wohl ein einmaliger Vorgang, der auch nur einen bestimmten Teil der Auslandsauflage in veränderter Papierqualität erscheinen ließ. Das Knistern vertont übrigens besonders hübsch die Geschichte auf Seite zwei, ein großes Porträt des Insektenstichforschers Justin Schmidt, der sich zum Zweck seiner Forschung — you do the math. Schmidt sagt, der schlimmste Schmerz würde vom Biss der Pogonomyrmex ausgelöst, einer Unterart der Knotenameisen (die hierzulande Gott sei Dank nicht vorkommen). Den Schmerz beschreibt er als deep and ripping. Der Satz auf dem seidig glänzenden Papier und dazu das Knistern: ein Gedicht!

Soll man alte Zeitungen dann trotzdem noch lesen? Die Antwort liefert in dieser Ausgabe der Comicstrip: Man sieht Snoopy, der ein Bündel aufgespießter Marshmallows von der Feuerstelle wegträgt. Als er das Panel verlassen hat, sagt Charlie Brown zu Linus van Pelt: »Who else do you know who keeps toasted Marshmallows in the freezer?«