31.3.2019

Die Schatten vorbeifliegender Vögel auf den Fassaden: grelles, sommerlich lockendes Licht. Es riecht jetzt auch endlich so: nach warmer Erde und dem sich reckenden Gras. Plötzlich roch es wie in Cagnes Sur Mer. Wenn man erst ganz viele Sehnsuchtsorte angesammelt hat in seinem Herzen, wird es unmöglich, diesen Bedürfnisse der Seele noch nachzukommen. Man spürt das, sagt aber: »Gedulde Dich.« Und weiß, dass man lügt.

Am Himmel zeigen sich verwischte Strukturen, gerade so als ob da ein himmlischer Tintenstrahldrucker mit verschmutzten Düsen ein schräg herausgequetschtes Papier produziert.

Beneide ich meine Nachbarin vom Gegenüber um ihren Südbalkon, auf dem sie sich sonnt? Eigentlich nicht. Weiter oben und ihr schräg gegenüber, auf der Sonnenseite werden wohl Schnitzel geklopft. Neulich saßen da, bei ersten Sonnenstrahlen die Bewohner auf ihrem angebauten Balkon wie auf dem Präsentierteller—fühlten sich anscheinend aber ganz wohl dabei, in ihrem Ausguck zu frühstücken. Angeblich will der Senat in Pankow jetzt das Anbauen von Balkonen verbieten lassen, weil es für Mieter den Anfang vom Ende bedeutet.

Schreckliches Wort: Eigentlich. Im Rhein-Main-Teil war heute eine Todesanzeige, ein Nachruf, der in jeder Zeile dem Verstorbenen nur noch einen gasig aufgeblähten Hund hinterher geworfen hat; jede Formulierung war eine Verletzung—wie taub und gefühllos, eigentlich dumm Menschen sein können: »Da schwimmt er hin, unser kleiner Traum-Flussschifferkapitän. Wir sind eigentlich allzeit gut mit ihm gefahren;« und es ging noch weiter.

Und die Sonne singt (wie bei James Joyce) »Komm‘ raus zum Rho-Do-Dendron, und zu den Orchi-deen!«

Ich interessiere mich für Goldfische ausschließlich wegen Pink Floyd. Und ich gehe die Wilmersdorfer Straße gerne hinunter oder hinauf und entlang, weil ich dabei in mir Gaetano Veloso hören kann.  

Und Construção von Chico Buarque.