31.8.

Wovon wir reden, wenn wir von Matratzen reden: Kaum hatte ich das iPad ausgewickelt, war es schon wieder defekt. Dieses Mal nicht wegen der Benutzeroberfläche – die neue Glasplatte teilte dem Prozessor meine Wünsche einwandfrei mit – jetzt streikte der sogenannte Home Button, der vor der Einlieferung in die Werkstatt als einziges Teil noch funktioniert hatte. Und der leider auch den Sensor für die Fingerabdruckerkennung enthält. Der Mechatroniker vermutete am Telefon, dass dies mit dem nicht von Apple autorisierten Klebstoff zusammenhängen könnte, der in ihrer Werkstatt für die Reparaturen verwendet wird. Für den Glasplattentausch eines normalgroßen iPads oder iPhones wird kein Klebstoff verwendet. Die Glasplatte des iPad Pro allerdings wird in das Metallgehäuse geklebt. Hierfür steht der von Apple autorisierte Klebstoff zur Verfügung, der allerdings extrem teuer ist. Schon wenige Tropfen schmälern den Gewinn der Werkstatt. Also probiert man es zunächst mit einem Alternativkleber, dessen Einsatz natürlich schlechtere Ergebnisse zur Folge haben kann. Der von Apple verwendete Klebstoff würde jetzt, da mein Gerät sich als defekt erweise, aber eingesetzt, sobald ich es zur Beseitigung des Mangels erneut einliefern würde.

Und immer so weiter, und immer so fort. Ich befinde mich heute im dritten Kreis des Reklamationsverfahrens. Wenn ich bloß von dem Gerät nicht derart abhängig wäre. Jan hat mir einmal erzählt, dass er sich während des legendären großen Stromausfalls in New York aufgehalten hatte. Noch am Tag war ihm endlich eine Lösung eingefallen für ein textliches Problem und er fing an zu schreiben wie beseelt. Als dann die Nacht hereingebrochen war, fiel der Strom aus (angeblich wurden daraufhin ja deutlich mehr Amerikaner gezeugt, erzählen sich die Amerikaner – ein Zusammenhang, der mir nicht einleuchten (sic) will), und er saß da vor seinem Laptop und bald darauf ging dem die Batterie aus. Die Gedanken waren aber noch da. Die Kerze brannte. Que faire! Wie Jan erzählte, hat es dann noch eine Weile gedauert, bis ihm einfiel, dass er ja auch mit der Hand schreiben könnte – mit einem Stift auf Papier.

Na ja, so ungefähr. Gestern gingen wir dann noch ins Literarische Colloquium, wo Ijoma Mangold aus seinem Buch vorlas. Man saß dort am Wasser unten, die Veranstaltung war ausverkauft. Florian Illies führte ein und es passierte ihm das, was ich von mir selbst kenne, wenn ich vor Publikum sprechen soll. Es ist ein fürchterliches Gefühl, die Kehle wird zugeschnürt, bis meine Stimme etwas froschhaft Gequetschtes bekommt. Dazu, innerlich und nur für mich fühlbar: Herzrasen und Sauerstoffmangel. Es ist schlimm, es fühlt sich tödlich an, man glaubt wirklich, wenn das so weitergeht, dass man dann erstickt und dabei schauen einem dann wahlweise 100 bis noch viel mehr Menschen zu. Als es dunkel geworden war, es brannte ein gelbliches Leselämpchen auf dem Podest, gab es reichlich Geschnatter unter den Enten auf dem Steg nebenan. Die um ihre Schlafplätze zankten. Aber derart laut und unverfroren! Und vor Schwanenwerder ließ sich einer im Dunkeln auf Wasserskiern ziehen. Der alte Exzentriker. Wer sich auch nicht um die Literatur schert: Stechmücken. Als ich ging, signierte Ijoma noch immer. Fleischwurst zum Frühstück.