3.3.2020

Am Ende ist der Text für den Schreiber zu einem Bild geworden. Nicht geronnen, auch sonstwie nichts auf natürliche Art, sondern künstlich, auf absolut unnatürliche Weise: Das war Arbeit. Alles gemacht. Vollendet, fertig, fixiert. Autoren, die gerne aus ihren Texten vorlesen, sind mir suspekt. Goetz: «Ich hatte gedacht, man schlägt 1989 auf und sieht sofort, dass das ein Text zum Anschauen ist, nicht zum Lesen, kriegt allein davon schon auf der Stelle gute Laune.»

Gespräch heute, am Morgen über den Zustand der Gnade; beziehungsweise natürlich über den Zustand jenseits dieses Zustands, der ja leider, obschon weitaus häufiger, nicht als Normalzustand gelesen werden will. So wie Friederike darüber geschrieben hatte, kenne ich es, aber nicht nur ich. Neulich erst ging es mit Oskar darum: Das Schreiben verstockt zusehends, wenn man es einmal bloß aussetzen lässt (wozu es einen zu verleiten scheint). Was Handke mit seiner Schwelle meint, Nick Cave mit der Muse: Es wird heikel bleiben, unvorhersehbar, aber allzeit willkommen wie Sonnenschein — gerne auch nachts.

Roman Flügel spricht mir aus dem Herzen: «Es gibt Tage und Wochen und vielleicht sogar noch mehr, wo man nicht in Form ist. Das Problem würde anfangen, wenn man einfach aufgibt und aufhört. Für mich war dann immer das wichtigste, so eine Grenze zu überschreiten; eine Unzufriedenheit auch auszuhalten. Aber eben nicht aufzuhören. Letztendlich ist es ja das Schönste was es gibt für mich. Es wäre Wahnsinn, wenn ich das aufs Spiel setzen würde.»

Die Abendwolken geballt wie Kontinente. Meine Körpertemperatur, Messung vor der Blutspende im Saal Matterhorn: 36,6 Grad.