3.8.

Wenn ich am Vorabend eine Stunde auf dem See unterwegs war, wache ich in dem Gefühl auf, dass sich die Wellen bewegen – in mir, durch mich hindurch. Sanft, so als läge ich auf einem Wasserbett. Verstandesmäßig ausschalten oder unterdrücken läßt es sich nicht. Und das Gefühl scheint sich während meines Schlafens zu formieren. Es kommt dann über den Tag immer mal wieder. Wenn ich eine Weile lang still sitze oder liege. Scheint das Gehirn ziemlich zu irritieren aufgrund seiner Außergewöhnlichkeit.

In der Zeitung las ich von einem seltenen Vogel, der hierzulande überwintert, obwohl er sich das eigentlich aufgrund seiner Bauweise und Lebensart gar nicht leisten kann. Er ist sehr klein, seine Eier wiegen jeweils nur ein Gramm. Sie sind rostrot gesprenkelt (wozu die Sprenkelung dient, stand in dem Text leider nicht. Will ich aber unbedingt herausfinden; also generell: Wozu sind die Sprenkel auf Vogeleiern gut?). Damit die zierlichen Baumläufer nicht erfrieren, drängen sie sich im geplusterten Zustand mit anderen in ihren Behausungen aneinander und bilden sogenannte Schlafrosetten. Obwohl ich das Wort Rosette ansonsten nicht mag, fand ich die Idee einer Schlafrosette wunderschön. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sich das Geplustertsein für den Vogel selbst genauso schön anfühlt oder auch nur annähernd so, wie sich ein geplusterter Kleinvogel von außen. Ich sehe ja den ganzen Tag Federn herumliegen: das spitze Ende ist im Verhältnis zum flauschigen Teil immer recht lang. Und das steckt ja hundertfach im Vogel drin. Wie eine eiserne Jungfrau, so stelle ich mir das Innenleben der Vögel im Querschnitt vor.